Auf den PunktĀ #3: Steve Knightley, Musiker (Show of Hands)

ā€žSoziale Netzwerke als Kontaktmƶglichkeit sind absolut unerlƤsslich.ā€œ

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8. Dezember 2022

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Lesezeit: 4 Minute(n)

Ist die CD in deinen Augen tot und Ć¼berflĆ¼ssige Verschwendung von Rohstoffen, wo man heute doch alles ā€žonlineā€œ bekommt?

Es ist keine Frage, ob die CD tot sei ā€“ sie ist es. Von den Aufnahme- und Produktionskosten sowie von den Kosten fĆ¼r die Vermarktung her rechnet sich das Format nicht mehr. Besonders in der Folkszene gab es gab eine Zeit, zu der die Leute gerne mit etwas in der Hand nach Hause gingen, das sie im Konzert gehƶrt hatten. Aber heutzutage kann man im Auto keine CDs mehr abspielen ā€“ eine technische Entscheidung, die ziemlich katastrophale Auswirkungen auf die Mƶglichkeit hatte, CDs zu vermarkten.

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Sind Streamingdienste wie Spotify, Youtube oder Deezer aus deiner Sicht ein willkommenes Marketingtool oder zu verurteilendes Teufelswerk, weil nur die GroƟen verdienen und die Kleinen meist leer ausgehen?

Es ist wunderbar, Ć¼ber Streamingdienste Bands entdecken und hƶren zu kƶnnen, auf die man normalerweise nicht gestoƟen wƤre. Was aber wirklich wichtig wƤre, ist, dass man sie dann auch live sehen kann. In diesem Sinne hƤtte es etwas von einem Lockvogelangebot ā€“ man hƶrt sich eine Band an, die einem mƶglicherweise jemand empfohlen hat, und wenn man dann ein Ticket kauft, kann es sich irgendwie finanziell ausgleichen. Der Vorteil, dass man mit Streaming eine so groƟe Reichweite hat, Ć¼berwiegt dabei den Umstand, dass diese Art der Verƶffentlichung eine mƶgliche CD-Produktion verhindert. Apropos Albumproduktion: FĆ¼r eine Band oder einen KĆ¼nstler, eine KĆ¼nstlerin ist es immer sehr gut, neues Material zusammenzustellen, das man in die Marketingkampagne einer neuen Tour oder Ƥhnliches einbinden kann. Aber anstatt dies jedes Jahr zu tun, wie manche Bands es machen, denke ich, dass alle achtzehn Monate oder zweieinhalb Jahre eine inzwischen realistischere Spanne ist. Physisch verkaufen wir etwa nur noch ein Drittel von dem, was wir vor zehn Jahren verkauft haben, und es sieht nicht so aus, als wĆ¼rde sich dieser Trend Ƥndern.

Welchen Stellenwert haben soziale Netzwerke inzwischen als Kontakt-, Info- und PR-Medium fĆ¼r dich, aber auch aus Sicht der Endverbrauchenden und der Musikschaffenden allgemein?

Soziale Netzwerke als Kontaktmƶglichkeit sind absolut unerlƤsslich. Es gibt keinen Alternative dazu, und ob es dieser Generation von Folkliebhabenden gefƤllt oder nicht, fĆ¼r jede nachfolgende Generation wird es nur Ć¼blicher und normaler werden, sich in den sozialen Medien zu bewegen. FĆ¼r uns selbst ist Facebook am Wichtigsten. Unserer Erfahrung nach ist es ein ziemlich freundliches Netzwerk, in dem die Leute dir positive RĆ¼ckmeldungen geben. Twitter finde ich katastrophal, aber das ist meine persƶnliche Meinung. Aus meiner Sicht bringt das Portal nichts. Man kƶnnte die Leute vielleicht wissen lassen, dass ein Konzert ausfƤllt oder dein Tourplan sich geƤndert hat, aber ich denke, dass Facebook fĆ¼r KĆ¼nstler und KĆ¼nstlerinnen am besten ist.

Welche Rolle spielt Digitalisierung fĆ¼r dich persƶnlich in der AusĆ¼bung deines Jobs? Hat sie deine Arbeit verƤndert? Werden konventionelle Musikstudios bald Ć¼berflĆ¼ssig? Was ist mit dem klassischen Zusammenspiel einer Band live in einer Aufnahmesituation?

Was mich betrifft, brauche ich kein Tonstudio, um Demos aufzunehmen. Ich benutze mein Smartphone, um spontane Ideen festzuhalten. Dann ƶffne ich auf meinem Laptop Garage Band und erstelle daraus Demoversionen, oder ich gehe direkt in ein Aufnahmestudio oder spiele die Songs live. Das Zeitalter des Landhausstudios ist meiner Meinung nach vorbei, auƟer vielleicht fĆ¼r die groƟen Bands, die es sich leisten kƶnnen, sich in eine Landhausumgebung zurĆ¼ckzuziehen, um zu schreiben, einzustudieren und aufzunehmen. Heutzutage kann jeder und jede hochwertige Stereoaufnahmen auf einem digitalen GerƤt machen und Ideen, Proben, Soundchecks, DurchlƤufe festhalten. Bei fast jedem Auftritt lassen sich Konzerte direkt Ć¼ber das Mischpult mitschneiden, nachtrƤglich anhƶren und auf die QualitƤt hin prĆ¼fen.

Wie beeinflusst Digitalisierung aus deiner Sicht die VerfĆ¼gbarkeit von Tabulaturen, Liedtexten mit Akkorden, Noten und andere Materialien. Sollte alles und jedes jederzeit frei im Internet verfĆ¼gbar sein?

Ich spiele nicht von Noten ab oder notiere Musik. In den fĆ¼nf LiederbĆ¼chern, die ich gemacht habe, sind nur die grundlegenden Akkorde aufgeschrieben ā€“ fĆ¼r Leute, die die Songs nachspielen wollen. Was ich aber in Zukunft tun werde, ist, dass ich meine Songs als Musiknotendownloads zur VerfĆ¼gung stelle, sodass man sie sich erst auf Spotify anhƶren und anschlieƟend die Texte und Akkorde dazu herunterladen kann. Ich denke, dass dies eine weitere Einnahmequelle sein kƶnnte, Ƥhnlich wie sie es vor Jahren fĆ¼r Liedermachende war, als sich NotenblƤtter recht gut verkauften, vor allem fĆ¼r Klavier.

Wie hat Digitalisierung deine eigene Musikrezeption beeinflusst? Wie hƶrst du heute Musik, wie nimmst du sie wahr und Ć¼ber welche Medien? Welche Streamingdienste bevorzugst du und aus welchen GrĆ¼nden?

Ich verbringe viele Stunden mit Autofahren und gehe dann auf Spotify zu einer Band oder einem KĆ¼nstler, die von jemand empfohlen wurden. Oder ich sehe mir auf Youtube Livemitschnitte von Fans an. Wenn wir nach einem KĆ¼nstler oder einer KĆ¼nstlern fĆ¼r ein Festival oder als Support suchen, gibt es nichts Besseres, als sich Handyvideos anzuschauen, die hinten aus dem Publikum aufgenommen wurden. Obwohl TonqualitƤt und BildqualitƤt nicht perfekt sind, bekommt man auf diese Weise die entscheidenden Dinge mit ā€“ Kompetenz, Ausstrahlung, BĆ¼hnenprƤsenz, das allgemeine kĆ¼nstlerische Niveau. Ansonsten hƶre ich beim Autofahren gerne Podcasts, gelegentlich aber eben auch Musik Ć¼ber Spotify. Die PlaylistvorschlƤge anhand meines Hƶrverhaltens enthalten Sachen, die mir auch gefallen kƶnnten. Insofern benutze ich Spotify und dann Youtube, wenn ich mir einen KĆ¼nstler oder eine KĆ¼nstlerin genauer ansehen mƶchte.

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