Irish Heartbeat & Irish Spring

Im Frühling schlägt das irische Herz besonders grün

4. März 2023

Lesezeit: 5 Minute(n)

folker präsentiert 

So wie die irische Musik zwischen tiefer Melancholie und ausgelassener Freude wechselt, so sind der Herbst mit dem Irish Folk Festival und der Frühling mit dem Irish Heartbeat Festival und dem Irish Spring – Festival of Irish Folk Music die Hochzeiten irischer Tourneen im deutschsprachigen Raum. Hier soll es um die beiden Frühlingstourneen gehen, die nach überstandener Coronapause 2023 frisch und munter wieder an den Start gehen.
Text: Michael A. Schmiedel

Ja, tatsächlich sind es zwei Irish-Folk-Tourneen, die mehr oder weniger zeitgleich durch die deutschsprachigen Lande ziehen und sich vom Konzept und Inhalt her wenig voneinander unterscheiden. In beiden Fällen sind es drei Soloacts, Duos oder Bands, die nacheinander auf die Bühne gehen, mit einer gemeinsamen Festivalsession am Schluss. Beim Irish Spring Festival (ISF) ist zudem immer eine Tanzvorführung fest eingeplant, die aber auch beim Irish Heartbeat (IHB) Teil des Programms sein kann. Bei beiden Festivaltouren soll die ganze Bandbreite irischer Folkmusik, von traditionell bis modern, von jung bis alt, von ruhig bis laut, von langsam bis schnell abgebildet werden, um viele Geschmäcker anzusprechen und für Kurzweil zu sorgen. Bei beiden sind neben irischen Musikerinnen und Musikern immer wieder auch schottische, englische, walisische, kanadische, amerikanische, neuseeländische, australische oder auch mal deutsche Künstlerinnen und Künstler vertreten. Denn Irish Folk wird hier als in inselkeltischen Kulturen verwurzelte internationale Musik gesehen. Beide Festivals füllen große Hallen und erfreuen sich großer Publikumsbeliebtheit.

„Das Konzept, den Nationalfeiertag eines Landes in einem anderen Land feiern zu können, ist ein Erfolg der europäischen Idee.“

Der Unterschied liegt eher in der Entstehungsgeschichte. Das IHB begann 1990 noch unter dem Namen St. Patrick’s Day Celebration Festival (SPDCF). Dem vorausgegangen war, dass einzelne Veranstaltende in Deutschland damit anfingen, zum irischen Nationalfeiertag am 17. März irische Livemusik anzubieten. So wurde auch die Anne Wylie Band, in der der heutige IHB-Chef Petr Pandula mitspielte, zusammen mit anderen Bands für ein in seiner Erinnerung recht chaotisches Festival gebucht, bei welchem die einzelnen Acts ohne vorherige Abstimmung einfach nacheinander spielten. Auch Bewerbung und Beschallung seien suboptimal gewesen. Pandula griff das Konzept auf, allerdings besser organisiert und mit besserem Sound, und begann mit befreundeten Musikern wie Andy M. Stewart & Manus Lunny sowie den Tannahill Weavers eine erste kleine gemeinsame Tour durch zunächst wenige Städte. Die kam aber so gut an, dass sie in den folgenden Jahren von Pandulas Agentur Magnetic Music fortgesetzt wurde.

Markus Dehm und Daniela Wilde, die Neuen hinter Irish Spring

Foto: Heimat PR

Der gebürtige Tscheche sagt dazu: „Das Konzept, den Nationalfeiertag eines Landes in einem anderen Land feiern zu können, ist ein Erfolg der europäischen Idee.“ Alles funktionierte zur vollen Zufriedenheit, einzig der Name war vielen zu sperrig, sodass man nach dem zwanzigjährigen Jubiläum ein Rebranding wagte und dem Kind einen neuen Namen gab: Irish Heartbeat. Entgegen der Befürchtung ließen sich die Fans dadurch nicht verwirren, sondern kamen weiterhin, und obwohl Irish Folk in den deutschen Medien so gut wie nicht vorkommt, wuchs die Zahl der Besuchenden stetig. Das Konzept blieb dasselbe, seit Corona besteht das Kernteam derzeit allerdings nur noch aus Pandula selbst und Johannes Strecker.

Der Gründung des ISF ging der Verkauf des seit 1974 tourenden Irish Folk Festival (IFF) von Carsten Linde und Axel Schuldes an Petr Pandula im Jahr 2000 voraus. Axel Schuldes äußerte Music-Contact-Chef Rainer Zellner gegenüber die Idee einer irischen Frühlingstour und fragte, ob er Interesse daran habe, eine solche anzubieten. Zellner – übrigens ebenfalls frühes Mitglied der Anne Wylie Band – hatte positive Erinnerungen an das American Folk Blues Festival (1962-1985) und mit seiner Agentur bereits gute Erfahrungen mit den von Rüdiger Oppermann geleiteten Klangwelten (1987-2017). Das Gemeinsame an diesen Festivaltourneen war, dass exzellente Musiker und Musikerinnen, die sonst nicht miteinander spielen, mit einem gemeinsamen Programm auf Tour gehen und in Häusern spielen, in denen auch Klassik, Jazz, Pop und Weltmusik aufgeführt werden, und dabei jedes Jahr andere Acts auftreten.

„Die Sorge, dass zwei ähnlich angelegte Tourneen sich gegenseitig das Publikum abgraben könnten, erwies sich als unbegründet.“

Das erste ISF tourte 2001. Zuerst wollte man die Konzerte im Mai durchführen, aber für eine Indoorveranstaltung schien dann doch kühleres Wetter geeigneter, sodass sie in den Zeitraum zwischen Fasching und Ostern gelegt wurden, also in den März und April. Dadurch wurde das ISF zum direkten Mitbewerber des SPDCF/IHB. Die anfängliche Sorge, dass zwei ähnlich angelegte Tourneen sich gegenseitig das Publikum abgraben könnten, erwies sich als unbegründet. Bis heute florieren beide, was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass sie nicht in denselben Städten gastieren. Der deutschsprachige Raum scheint jedenfalls groß genug für zwei parallele Festivaltourneen zu sein.

Das ISF wird seine erste Tour nach dem Coronalockdown indes unter neuem Label durchführen. Rainer Zellner, der sich mehr auf das Musizieren und Lehren von Musik konzentrieren möchte, verkaufte 2022 das ISF an die von Daniela Wilde und Markus Dehm geleitete Agentur Heimat PR. Diese wollen das Festival in gewohnter Weise weiterführen, gemeinsam mit dem bewährten Tourbegleitteam der letzten Jahre bestehend aus Kristine Talamo-Spiegel, Servais Haanen und Daniel Machnik, die für Moderation, Merchandise und Tontechnik zuständig sind. Eine Änderung wird es aber geben: 2023 darf beim ISF erstmals ein Schlagzeug mit auf die Bühne, was beim SPDCF/IHB bereits des Öfteren vorkam.

Der irische Herzschlag und der irische Frühling rund um den St. Patrick’s Day starten nun also durch in die – wie zu hoffen ist – Nach-Corona-Zeit. In diesem Jahr setzen sich die Line-ups der beiden Touren wie folgt zusammen: Beim IHB stehen das Gráinne Holland Trio, Fourth Moon und The Outside Track auf der Bühne, beim ISF kann das Publikum Eleanor Shanley & Band, Eimear Magee & Jordan Lively sowie Lisa Canny & Band erleben. Für Abwechslung ist in jedem Fall gesorgt.

irishheartbeat.eu

irishspring.de

 

Videos:
Interviews mit Petr Pandula:
www.youtube.com/watch?v=lWXYyFFbHRw

Irish Spring Festival 2019:
www.youtube.com/watch?v=LVrD9UL_Zv0

 

Termine Irish Spring Festival:
02.03.23 Ravensburg, Zehntscheuer
03.03.23 Offenburg, Reithalle
04.03.23 Kapsweyer, Südpfalzhalle
05.03.23 Karlsruhe, Tollhaus
07.03.23 Roth, Kulturfabrik
08.03.23 Fürstenfeldbruck, Veranstaltungsforum
09.03.23 Marbach, Stadthalle
10.03.23 Kerpen, Jahnhalle
11.03.23 Kahl/Main, Halle
12.03.23 Herdecke
13.03.23 Koblenz, Café Hahn
14.03.23 Pforzheim, Kulturhaus Osterfeld
15.03.23 Schlitz, Landesmusikakademie
16.03.23 Bad Wildungen, Wandelhalle
17.03.23 Troisdorf, Stadthalle
18.03.23 Bebra, Ellis-Saal
19.03.23 Jümmer-Filsum, Rathaus
20.03.23 Neustadt, Schloss Landestrost
21.03.23 Leipzig, Werk 2
22.03.23 Dreieich, Bürgerhaus Sprendlingen
23.03.23 Dinslaken, Kathrin-Türks-Halle
24.03.23 Stuhr, Gutsscheune
25.03.23 Twist, Heimathaus
26.03.23 Bensheim, Parktheater
27.03.23 Tübingen, Sudhaus
28.03.23 Esslingen, KUZ Dieselstraße
30.03.23 Laupheim, Schloss Großlaupheim
31.03.23 Waldkraiburg, Haus der Kultur
01.04.23 Ingolstadt, Kulturzentrum neun
02.04.23 Leipheim, Zehntstadel

Details siehe www.folkerkalender.de
Tickets: www.heimat-pr.de

Termine Irish Heartbeat Festival:
07.03.23 Luckenwalde, Theater
08.03.23 Frankfurt/Oder, Kleistforum
10.03.23 Bebra, Lokschuppen
11.03.23 Torgau, Kulturhaus
12.03.23 Templin, Multikulturelles Centrum
13.03.23 Eisleben, Kulturwerk
14.03.23 Eisleben, Kulturwerk
15.03.23 Gütersloh, Stadthalle
16.03.23 Cuxhaven, Hapag Halle
17.03.23 Hamburg, Fabrik
18.03.23 Wilhelmshaven, Pumpwerk
19.03.23 Berlin, Fontane Haus Ernst-Reuter-Saal tbc
21.03.23 Augsburg, Parktheater
22.03.23 Reutlingen, franz.K
23.03.23 Friedrichshafen, Bahnhof Fischbach
24.03.23 Garching, Bürgerhaus
25.03.23 Vöhringen, Wolfgang-Eychmüller-Haus
26.03.23 Bad Elster, König-Albert-Theater
28.03.23 Ludwigsburg, Scala
29.03.23 Illingen, Illipse
30.03.23 Mainz, Frankfurter Hof
01.04.23 Balingen, Stadthalle
02.04.23 Böblingen, Kongresshalle
04.04.23 Kempten, Kultbox

Details siehe www.folkerkalender.de
Tickets: www.irishheartbeat.eu

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