Zahlen in einem Albumtitel sind nie zufällig, und das ist bei Martyn Joseph nicht anders. 1960 ist sein Geburtsjahr. Josephs runder Geburtstag fiel also mit dem Lockdown zusammen. Jede Menge Zeit zum Nachdenken über das eigene Leben, und so ist es sicherlich auch nicht verwunderlich, dass dieses Werk sein persönlichstes seit vielen Jahren wurde. Der Song „Shadow Boxing“ ist ein Paradebeispiel dafür, ein zu Herzen gehendes Lied über Josephs Verhältnis zu seinem unter Alzheimer leidenden Vater. Sparsam und untypisch nur mit Piano und Pump Organ instrumentiert, transportiert sein die Wörter zerkauender und verschluckender Gesangsstil tiefe Emotionen, die Menschen eines gewissen Alters sehr gut nachvollziehen können. Oder die beliebte Altersfrage: „Was wäre geschehen, wenn …?“, hier konkret gestellt anlässlich einer Tour mit Art Garfunkel, der ihm sagte, Joseph müsse nach Nashville gehen, wenn er den Durchbruch schaffen wolle. Joseph ging nicht, aber was wäre passiert, wenn er es doch getan hätte? Wer weiß, aber es ist unwahrscheinlich, dass wir dann heute von dem Waliser ein so tiefgehendes Album wie 1960 hätten genießen dürfen.
Mike Kamp
0 Kommentare