Ein guter Liederjahrgang

27. Liederfest Hoyschrecke, Kulturfabrik, Hoyerswerda, 22.-23.11.2024

5. Dezember 2024

Lesezeit: 3 Minute(n)

Die Hoyschrecke, 1997 von der Kulturfabrik Hoyerswerda in Kooperation mit Profolk ins Leben gerufen, gehört zu den traditionsreichsten Liederfesten in Deutschland. Für den 27. Jahrgang hatten sich 53 Songpoeten, -poetinnen und Gruppen beworben, so viele wie noch nie. Entsprechend hoch war dann auch die Qualität der Lieder.

Text: Reinhard „Pfeffi“ Ständer; Fotos: Gernot Menzel

Das Fest begann mit der „Hoyte-Show“ am Freitagabend, flott moderiert von Melvin Haack, einst mit seiner Band Schnaps im Silbersee selbst Hoyschrecken-Gewinner. Neben den beiden Duos BlauViolett, unter anderem mit Saxofon und Querflöte, und Handgemacht konnte vor allem Amalia Chikh überzeugen. Die charmante Berlinerin mit französischem Akzent, die in Paris aufwuchs, begeisterte das Publikum mit deutschsprachigen Chansons am Klavier. Stefan Weitkus & Kleinod kamen aus Schwerin und stellten ihre Lieder in Folkbandbesetzung mit Mandoline und Akkordeon vor. MC Waldschrat rappte und Caecilia Lucius am Klavier sowie Moritz von Eschersheim vervollständigten das Teilnehmerfeld. Besondere Beachtung verdienten Linda und die lange Leitung, drei junge Frauen mit Gerhard Gundermanns Tochter als Sängerin, die engagierte und berührende Songs boten und ihren Heimvorteil nutzten – das Publikum wählte sie auf Platz eins, und damit hatten sie sich für den Wettbewerb am Samstagabend qualifiziert.

Tobias Dellit

 

Der Wettbewerb, souverän moderiert von Petra Schwarz vom Verein Liederbestenliste, begann durch Losentscheid mit Johanna Zeul, die zum Favoritenkreis zählte. Die Bremerin lieferte dann auch eine energiegeladene Performance mit Popsongs an Klavier und Gitarre. Bei ihrem schrillen Auftritt blieben aber wohl die Liedtexte etwas auf der Strecke, sodass es am Ende nicht zu einer Hoyschrecke reichte. Tobias Dellit aus der Region um Stuttgart trat da eher als klassischer Liedermacher mit sanfter Stimme und starken Texten zur Gitarre auf, wie in „Prometheus“: „Nein es ist nicht wie man sagt, auch böse Menschen haben Lieder.“ Damit konnte er überzeugen und errang den Publikumspreis – in der Jurywertung wurde er Zweiter. Gleich nach ihm betrat Katrin Geelvink aus dem westfälischen Hagen die Bühne. Virtuos spielte sie die Campanula, eine Art Cello, und begeisterte die Zuschauer mit gesanglich starken, comedyhaft-witzigen Liedern. Damit verfehlte sie den Publikumspreis nur äußerst knapp, konnte sich aber über die Hoyschrecke für den Jurypreis freuen.

Katrin Geelvink

 

Im zweiten Teil des Abends stellte sich Jacke Schwarz vor, ein Berliner mit Wurzeln in der Lausitz, der denn auch – begleitet unter anderem von zwei jungen Frauen als Backgroundchor – ein Lied in sorbischer Sprache sang. Das brachte ihm den dritten Platz in der Jurywertung ein. Dritte in der Publikumswertung wurden die Siegerinnen der „Hoyte-Show“, Linda und die lange Leitung. Weitere interessante Beiträge kamen von Axel Nagel aus Schwäbisch Gmünd mit musikalisch ansprechenden Songs zwischen Blues, Swing und Jazz, von Sascha Lej aus dem Brandenburgischen in klassischer Liedermachertradition und vom Duo Einzelteile, die für die erkrankte Masha Potempa nachrückten.

Linda und die lange Leitung

 

Den Workshop unter dem Titel „Wenn die Lieder sich wehren (geschrieben zu werden)“, einen Austausch über Strategien beim Liederschreiben, gestaltete in diesem Jahr Andreas Albrecht, Berliner Produzent unter anderem von Lüül und Manfred Maurenbrecher und selbst nominiert für den Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik. Anschließend stellte er seine eigene Musik im Cafékonzert am Klavier vor, begleitet von dem durch seine Gundermann-Songs in niederländischer Sprache bekannten Johan Meijer.

Linda und die lange Leitung freuen sich über ihren Preis.

 

Trotz aller finanziellen Engpässe im Kulturbereich hat sich die Hoyschrecke weiter erhalten, auch dank der Sponsoren wie etwa Profolk und dem rührigen Verein Gundermanns Seilschaft. Das 28. Liederfest findet am 28. und 29. November 2025 statt.

www.hoyschrecke.de

www.kufa-hoyerswerda.de

1 Kommentar

  1. Wie gut, dass es die Hoyschrecke gibt und dass die KuFa ihr eine verlässliche Heimstatt bietet! Gerade in Zeiten der Verunsicherung, des Wandels und der sich verflüchtigenden Gewissheiten braucht es die Kunst, braucht es die Lieder, braucht es die Fragen und Klagen, die Lust und die Liebe, den Trotz und die Hoffnung. Das ist Gundis Vermächtnis, und das lebt weiter. Danke an die KuFa in HoyWoy und danke an alle, die die Hoyschrecke auch weiterhin unterstützen – wir brauchen sie!

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