Groundation meets Brain Damage: Nichts von der Stange

Dreaming From An Iron Gate (Baco Records)

29. März 2024

Lesezeit: 2 Minute(n)

Das zwanzig Jahre alte Groundation-Album Hebron Gate gab Frontman Harrison Stafford dem französischen Produzenten und Dubkünstler Brain Damage in die Hand, um zum Jubiläum etwas Neues daraus zu zaubern. Mit diesem Werk gelang der amerikanischen Reggae-Jazz-Band einst der erste internationale Erfolg. Brain Damage zauberte daraus eine faszinierende Neuauflage. Er remixte es keinesfalls zur Unkenntlichkeit, wie das oft in der Clubmusik geschieht, sondern isolierte Elemente und baute daraus neue Teile ein. So erstellte er beim Opener „Between Earth And Zion“ aus einem verhallten Riddim-Loop eine Art Intro mit einem Posaunensolo, bevor das Stück erst so richtig losgeht. Kurz darauf entsteht ein Mittelteil auf der gleichen Basis mit einem Snaredrumsolo, bis man sich dem Original endlich annähert.

Brain Damage

Foto: Paul Bourdrel

 

Das Original dagegen (welches ursprünglich „Jah Jah Know“ hieß) ging einst nach einem „Warmspiel“-Intro sofort los. Im neuen Mix kommen Streckungen mit Halleffekten dazu, weshalb das Stück einen völlig anderen dramaturgischen Aufbau bekommt, der gut als Opener passt. Das Album zeigt aber generell, wie ideenreich Groundation schon früher waren. So beginnt „They Are Wrong“ mit düsteren Klavierakkorden und Trommelschlägen, wechselt dann zwischen Jazzklängen und Dark Dub. Immer wieder dringt ein Reggaerhythmus nach vorne und verschwindet gleich wieder, bis er im letzten Drittel umschwärmt von Snaredrumwirbeln stehen bleibt. Selten hat man im Reggae kunstvollere Arrangements gehört. Oder man höre sich das variationsreiche Schlagzeugspiel auf „The Garden“ an.

Groundation

Foto: Lee Abel

 

Hier ist wahrlich nichts von der Stange. Zudem waren an dem Song Altstars wie die Congos und Don Carlos beteiligt. Immer wieder erinnern schöne Bläsersoli und perlende E-Piano-Sounds, dass bei Groundation etliche Jazzer das Profil prägen. Überhaupt, die Mischung Roots Reggae, Jazz, Dub macht bei der Band den Unterschied, und so überzeugen Groundation mit diesem Album erneut vom Fleck weg.

Hans-Jürgen Lenhart

<em>Dreaming From An Iron Gate  </em> (Baco Records)
Groundation meets Brain Damage: Nichts von der Stange
Dreaming From An Iron Gate (Baco Records)

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