Am späten Silvesterabend erreichte mich die traurige Nachricht, dass Maurizio Martinotti gestorben ist. Er hat so viel für den Folk und die traditionelle Musik in Italien und ganz Europa getan, war ethnomusikologischer Forscher, Komponist, Arrangeur, Musiker, Sänger und Leiter mehrerer wegweisender Bands wie La Ciapa Rusa, Tendachënt oder des Ensemble del Doppio Bordone. Gleichzeitig war er Labelchef, Verleger, Kunstverwalter, Tourneeveranstalter und Leiter des Festivals Folkermesse. Vor allem aber liebte er seine Familie. Er war ein Geschichtenerzähler mit einem unerschöpflichen Vorrat an lustigen Anekdoten. Und jemand, der gerne viel und gut aß – Jean Blanchard erinnert sich vielleicht daran, wie wir drei in einem kleinen Familienrestaurant hoch in den piemontesischen Hügeln Trüffel gegessen haben. Leidenschaftlich begeisterte er sich für alle Arten von Musik, war intelligent, witzig, neugierig auf die Welt und alles, was dazugehört. Trotz gesundheitlicher Probleme in den letzten Jahren kam es mir vor, als sei er unsterblich. Er hat in Italien viel für unsere Band Blowzabella getan, und ich hatte das große Glück, an zwei seiner paneuropäischen Volksmusikprojekte beteiligt zu sein – Il Viaggio di Sigerica und Pau i Treva. Musiker, Musikerinnern und Publikum haben ihm viel zu verdanken. Wie vielen anderen bleiben mir zahlreiche Geschichten und wertvolle Erinnerungen an die Zeiten, die ich im Laufe der Jahre mit ihm verbringen durfte. Meine Gedanken sind bei seiner Frau Maura und Tochter Gabrielle.
Paul James
Foto: Archiv-Ethnosuoni
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