Am 29. August starb der Folkmusiker Thomas Friz 73-jährig an einem Herzinfarkt. 1972 bis 1986 musizierte er mit Erich Schmeckenbecher als Duo Zupfgeigenhansel. Er war einer der hellsten Sterne am Himmel des Deutschfolkrevivals. Im Ohr bleibt Friz’ warme Stimme. Zusammen mit Schmeckenbechers energetischem Mandolinenspiel prägte sie den Sound des Duos.

Die neun Langspielplatten der beiden hatten eine Auflage von über einer Million. 1978 erschien ihr Buch Es wollt ein Bauer früh aufstehn mit 222 Volksliedern, darunter viele sozialkritische aus der Sammlung von Wolfgang Steinitz. Das Buch wurde rund 300.000-mal verkauft. Im Vorwort heißt es:

„Wir haben einige Lieder aus vielerlei Varianten und Fassungen neu zusammengestellt, oder, wenn keine Melodien mehr […] zu finden waren, neue geschrieben. Alle diese Lieder und Texte sind für uns keine leblosen Dokumente. Man kann sie benutzen, ändern oder auch umschreiben, wie das durch die Jahrhunderte bis heute immer wieder gemacht wurde.“

Die Lieder sang man auch in der DDR-Folkszene. 1979 gastierte das Duo in Ostberlin, 1984 und 1985 wurde es beim Festival des politischen Liedes gefeiert. 1979 kam die LP ’ch hob gehert sogn heraus, die nur jiddische Lieder enthielt und die deutsche Klezmerszene stark beeinflusste. Ab Anfang der Achtziger trugen beide mehr eigene Lieder vor und vertonten Lyrik, besonders von Theodor Kramer.

1986 trennten sie sich. Neben Erich Schmeckenbecher war auch Thomas Friz solo weiter auf Tonträgern wie auf der Bühne präsent. 1994 wurde er von Skinheads brutal zusammengeschlagen und musste erst mühsam wieder lernen, die Hand so zu bewegen, dass er Gitarre spielen konnte. Auch psychisch war er schwer getroffen, die Kräfte ließen nach.

2009 gastierte Friz beim Rudolstadt-Festival. 2006 bekam er von der Pariser Académie Charles-Cros einen Schallplattenpreis für die CD-Box Seeds Of Peace, eingespielt mit Folkmusikschaffenden aus Belgien, Frankreich und Großbritannien. 2022 veröffentlichten Friz und Schmeckenbecher über 35 Jahre nach der Trennung die 3-CD-Box Miteinander: 50 Jahre – 70 Lieder, eine Retrospektive mit teils unveröffentlichten Aufnahmen.

Wolfgang Leyn

Eine längere sowie um Videolinks angereicherte Fassung dieses Nachrufs findet sich auf www.ostfolk.de.

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