Wenn es je eine Stimme gab, die Coolness vermittelte, dann die Astrud Gilbertos. Für immer verbindet man sie mit der Single „The Girl From Ipanema“, die Fluch und Segen zugleich für sie war. Noch heute ist sie das Maß der Dinge, wie man diese relaxte Atmosphäre des Gesangs im Bossa Nova hinbekommt, und die Single ist nach wie vor die Nummer zwei in der Liste der am meisten gecoverten Songs. Ehemann João Gilberto verdiente sich eine goldene Nase damit, Astrud hat bis heute 120 Dollar dafür bekommen.

Die meisten Menschen in Brasilien mochten ihre Stimme nicht, und so wurde kolportiert, sie wäre nur zufällig als Sängerin eingesprungen. Zudem war João Gilberto sauer, dass sein Gesang in der US-Version gegen den seiner Frau ausgetauscht wurde. Ihre Art zu singen setzte sich dennoch durch und ließ sogar 1998 George Michael anfragen, mit ihr ein Duett aufzunehmen.

Die Tochter eines deutschen Einwanderers schuf es auch ohne die psychisch angeknacksten Stan Getz und João Gilberto mit neunzehn Alben zur weiblichen Gesangsikone zu werden. Jetzt starb sie dreiundachtzigjährig an einem Herzleiden.

Hans-Jürgen Lenhart

Foto (Ron Kroon/Anefo): Astrud Gilberto, Amsterdam 1966; Fotograf: Ron Kroon/Anefo, Wikimedia CC0 1.0