Einem internationalen Publikum wurde Bruce Guthro während seiner gut dreißig Jahre umspannenden Karriere als Frontmann von Runrig bekannt. Dabei erwarb er sich bereits als junger Sänger in seiner ostkanadischen Heimat einen guten Ruf. Geboren wurde er auf Cape Breton Island, Nova Scotia, einer Region, die für ihre lebendige Folktradition mit keltischen Wurzeln bekannt ist. Schon im Alter von siebzehn Jahren arbeitete er im Bergbau, zunächst in Uran- dann in Steinkohleminen.

Den musikalischen Durchbruch schaffte er 1993, als er einen renommierten Wettbewerb gewann. Sein Debütalbum erschien im Jahr darauf, ihm sollten sechs weitere folgen. Für Guthros genreübergreifenden Ansatz ist bezeichnend, dass er sowohl in den Bereichen Folk als auch Country und Pop/Rock Preise erhielt. Musikalische Schubladen interessierten ihn nicht.

1998 kam eine einschneidende Wende in seiner Laufbahn. Runrig, die damals schon berühmte Band von der Isle of Skye, musste ihren Frontmann ersetzen, da Donnie Munro beschlossen hatte, in die Politik zu gehen. Die Bewerbung von Guthro beendete die schwierige Suche. Jeder, der einmal seine warme, kraftvolle Stimme gehört hat, wird die Entscheidung nachvollziehen können.

Der Kanadier gehörte der schottischen Band zwanzig Jahre, bis zu ihrer Auflösung, an. Er trat aber weiterhin auch solo auf. Vor Tausenden von Fans bewies er ebenso wie in einer Clubumgebung seine enorme persönliche Ausstrahlung. Für das Fernsehen entwickelte er das Format Songwriters Circle, bei dem er als Entertainer mit Humor im Kreis von Kolleginnen oder Kollegen ein paar Geheimnisse des Liederschreibens lüftete.

Mit seiner Frau Kim lebte Guthro in Nova Scotia. Seine Kinder Dylan und Jodi traten beide als Songwriter in seine Fußstapfen. Bruce Guthro starb im Alter von nur 62 Jahren an einer Krebserkrankung.

Almut Kückelhaus

Foto: Bruce Guthro beim Blacksheep-Festival in Bonfeld, 2015 (Fotografin: Almut Kückelhaus)