Der „Sprachsteller aus dem Emsland“, wie er sich selbst nannte, ist tot. Kai Engelke starb nach langer schwerer Krankheit in seinem Haus in Surwold. In Wyk auf Föhr verbrachte er mit seiner Schwester Isa eine sehr lebendige Kindheit. Seine Mutter, Robin Mück-Engelke, war Malerin, sein Vater Journalist und Schriftsteller. Kai war in der Deutschen Jungenschaft und dort einige Jahre Vorstand. Er besuchte das Internat in Marburg und legte das Abitur in Gießen ab.
Schon während seines Pädagogikstudiums in Hildesheim war er journalistisch tätig, unter anderem als freier Mitarbeiter beim NDR, für die Taz oder die Hildesheimer Presse. Nach dem Examen zog er mit seiner Frau Ulrike nach Surwold ins Emsland. Die beiden bekamen vier Kinder, und Kai wurde ein leidenschaftlicher Familienvater; ebenso wie er in Esterwegen ein engagierter und beliebter Grundschullehrer war. Er etablierte die Surwolder Literaturgespräche in seinem „Kotten“, einer traditionellen niederdeutschen Bauernkate.
Dort habe ich ihn kennen- und schätzen gelernt, und war zeitweilig enger mit ihm befreundet. In diesen insgesamt vierzig Jahren habe ich viele seiner künstlerischen Facetten erlebt. Er war Lyriker, Schriftsteller und besonders seine raffinierten Kurzkrimis fanden viele Anhänger. Seine musikalischen Begleiter waren der Sintogitarrist Danny Weiß, der Pianist Chris Jarrett und der Gitarrist Helm van Hahm. Kai war zudem politisch engagiert – in der Friedensbewegung und als bekennender Antifaschist. Wir haben oft gemeinsam bei Gedenkveranstaltungen im ehemaligen KZ Esterwegen gelesen und gesungen.
Von 2011 bis 2018 moderierte er eloquent die Festivals auf Burg Waldeck, war gleichzeitig Juror bei der Liederbestenliste und dem Preis der deutschen Schallplattenkritik und gehörte zum festen Autorenstamm des folker.
Mehr als hundert Freunde begleiteten ihn auf seinem letzten Weg, auch viele von der Arbeitsgemeinschaft Burg Waldeck. Seine Schwester Isa erzählte sehr lebendig von ihrer gemeinsamen Kindheit auf Föhr, sein Sohn Florian sprach ein Gedicht von Rainer Maria Rilke, und Black Lechleiter sang ein von ihm vertontes Gedicht von Kai Engelke. Es war eine würdige „Lebensfeier“, wie er es sich gewünscht hatte.
Lieber Kai, wir werden dich vermissen!
Günter Gall
PS: Wie angeführt, war Kai – auf ausgesprochen angenehme sowie hochgeschätzte Weise – auch beim folker tätig, steuerte versierte wie wohlformulierte Rezensionen und Artikel bei, insbesondere zu den Bereichen Liedermacher und Deutschfolk, in denen er sich bestens auskannte. Einmal schrieb er an die Redaktion: „Es ist mir eine Ehre, bei einem Projekt wie dem folker mitzuarbeiten.“ Dem können wir nur aus ganzem Herzen hinzufügen: „Kai, es war uns eine Ehre, dich in unseren Reihen gehabt zu haben.“
Die folker-Redaktion
Foto: Promo

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