folker präsentiert: Rudolstadt 2024
Das lange Warten hat ein Ende: Die Verantwortlichen des Rudolstadt-Festivals haben bekannt gegeben, wer in diesem Jahr den deutschen Weltmusikpreis RUTH erhalten wird. Und zwar geht die seit 2002 jährlich am ersten Juliwochenende in Rudolstadt vergebene und mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung in diesem Jahr an das Projekt „Silent Tears: The Last Yiddish Tango“. Dabei handelt es sich um Vertonungen von Gedichten von Frauen aus Osteuropa, die den Holocaust überlebt haben. Die Texte wurden in diesem Zusammenhang zum ersten Mal veröffentlicht. Seit 2020 entscheidet das zehnköpfige Organisationsteam des Festivals darüber, an wen der Preis verliehen wird.
Zur Begründung schrieb der künstlerische Leiter des Rudolstadt-Festivals, Bernhard Hanneken: „Es ist ein erstaunliches und unverdientes Geschenk, dass nach den Taten der Nationalsozialisten jüdisches Leben in Deutschland wieder möglich wurde. Und bis heute ist es auch eine Gnade, dass so viele der Holocaust-Überlebenden die Kraft fanden, über die Gräuel in den Konzentrationslagern zu berichten. Gedichte und Musik heben diese Erzählungen nochmals auf eine neue Ebene, verleihen den in den Texten wiedergegebenen Erfahrungen und Traumata eine zutiefst bewegende und oft aufwühlende Emotionalität. Dabei ist es das Verdienst dieses Projekts, dass es diesen Erinnerungen und Gedichten Leben einhaucht und die darin enthaltenen Botschaften an nachkommende Generationen weiterzugeben vermag. Dies ist umso wichtiger, da in Deutschland die Geister der Vergangenheit aus der Gruft aufsteigen und sich erneut Antisemitismus breitzumachen beginnt. Silent Tears ist Mahnung und Hoffnung zugleich und ein beeindruckendes Zeugnis jüdischer Kultur sowie deutscher Vergangenheit und Schuld.“
Eingespielt wurde die Musik von dem kanadischen Kammerorchester Payadora Tango
Ensemble auf dem Album Silent Tears: The Last Yiddish Tango (zur Rezension in Heft #2.23 des folker geht es hier).
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