Der Musiker und Liedermacher Michael Zachcial und seine vielfach preisgekrönte Gruppe Die Grenzgänger haben (wie unter anderem auch Alin Coen und Max Prosa) einen Kompositionsauftrag für einen Text erhalten, der von künstlicher Intelligenz unter anderem mit Material von www.volksliederarchiv.de fabriziert wurde. Zachcial schreibt im Newsletter der Band: „Wir entschieden uns für den Text ‚Ich bin ein Mensch und keine Maschine‘, entstanden in Berlin in ferner Zukunft.“ Und weist darauf hin, dass noch bis zum 10. Juli an dem Liedwettbewerb des Projekts Volkslied 3000 teilgenommen werden kann.
Die dazugehörige Website wurde im Rahmen des dive.in-Programms für digitale Interaktion der Kulturstiftung des Bundes entwickelt und durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) gefördert als Teil des Rettungs- und Zukunftsprogramms für den Kultur- und Medienbereich „Neustart Kultur“. Das Projekt geht der spannenden Frage nach, was passiert, wenn von künstlicher Intelligenz geschaffene Texte auf menschengemachte Musik treffen. Auf www.volkslied3000.de lässt sich ein beliebiger Titel beziehungsweise das Thema eines Volksliedes eingeben, dazu die gewünschte Jahreszahl der Entstehung sowie die Ursprungsregion, aus der der Text kommen soll. Jeder so entstehende Text ist einzigartig und nicht reproduzierbar und kann gespeichert werden. Teilnahmeberechtigt sind alle, die Lust haben mitzumachen, vom Schüler bis zur Altmeisterin, von der Singer/Songwriterin bis zum klassischen Komponisten, allein, zu zweit oder mit Band. Eine Altersbegrenzung gibt es ebenfalls keine.
Zu gewinnen gibt es Preisgelder in Höhe von insgesamt 5.000 Euro, außerdem treten die Gewinner beziehungsweise Gewinnerinnen zweimal live auf, und zwar am 21. August beim Kommen-und-Gehen-Festival in der Görlitzer Stadthalle sowie am 3. September in der Neuköllner Oper. Die Teilnahmebedingungen für den Wettbewerb finden sich in den FAQ auf der Website.
In diesem Zusammenhang wird es höchste Eisenbahn, dass sich auch der folker intensiver mit Digitalisierung, Streaming, Formaten etc. und deren Auswirkungen auf die im Magazin behandelte Szene auseinandersetzt. Weshalb für die Dezember-Ausgabe (Heft #4.22) ein Schwerpunkt zum Thema in der Planung ist. Als Lockerungsübung haben wir spaßeshalber einmal einen Text von der Volkslied-3000-KI generieren lassen zu dem Titel „Mein folker, was willst du noch mehr“, entstanden in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2020. Das erstaunliche Ergebnis wollen wir nicht vorenthalten:
Mein folker, was willst du noch mehr
Dein Gitarrenkoffer und dein Bügeleisen sind nur leere Worte,
es klingt so schön, wenn die Seiten rauchen.
Deine Mundharmonika, die hängt dir immer wieder aus der Hose
und kann dir stets von neuem eine Freude sein.
Und dazu verlierst du auch noch jedes Mal die Nerven,
wenn du auf der Bühne stehst und keine Orte siehst.
Das ist alles viel zu hart für dich.
Das muss man dir doch eigentlich nicht erzählen.
Mein folker, was willst du noch mehr,
nur mit dem Rucksack in der Hand?
Wir haben doch schon viele schöne Zeiten,
wir haben doch schon viel erlebt.
Dein Geldbeutel ist mir heute schon zu schwer,
ich geb sogar das Trinken schon mal auf,
aber man bleibt eben doch immer nur ein Fan,
deshalb trink ich morgen bestimmt wieder ein Bier.
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