Das Konzert im Leverkusener Forum mit dem senegalesischen Griot und Koravirtuosen Ablaye Cissoko und dem Ensemble Constantinople war unter der Rubrik „Grenzgänger“ angekündigt. Der Name der byzantinischen Metropole steht in diesem Fall weder für Musik aus dem Raum oder der Zeit, sondern allein für die Idee, ein Ensemble für musikalische Kreationen an der Kreuzung verschiedener Begegnungen zu entwickeln, das aus dem Erbe des Mittelalters und der Renaissance, aus Europa, dem Mittelmeerraum, dem Nahen Osten und Westafrika schöpft. Der Titel seines Programms: „Jardins Migrateurs – Wanderde Gärten“.
Text und Foto: Christoph Schumacher
An diesem Abend besteht die Formation aus dem persischen Setarvirtuosen und Komponisten Kiya Tabassian, dem Percussionisten Patrick Graham und dem Kontrabassisten Leonardo Teruggi. Harmonisch durchwandern vor allem die beiden Musiker und Komponisten Cissoko und Tabassian ihre heimischen Gärten und schöpfen souverän aus traditionellen Klängen. Lieder aus Westafrika stehen neben vertonter persischer Lyrik. Keiner muss seine musikalische Identität und seinen Kulturkreis verleugnen, aber es zeigt sich auch die enge Verbindung der beiden Musikkulturen in einer fast unmerklichen Art und Weise. Zum Beispiel wenn beide nacheinander auf einer modalen Harmonie ein Vokalsolo zu Gehör bringen, in das sich Tabassians vierteltöniger, persischer Gesang wunderbar einfügt.
Die Begleitmusiker Terruggi und Graham bleiben bescheiden, aber immer unterstützend im Hintergrund und sorgen mit ihren akustisch feinen Akzenten für die rhythmisch fließende Basis der meisten Stücke.
Das Quartett ist mit nur drei Konzerten in Deutschland auf Tournee. Das begeisterte Publikum in Leverkusen wird dabei mit drei Zugaben belohnt, die die enthusiastisch aufspielenden Weltmusiker noch an die neunzig Minuten Konzertzeit anhängen.
Dass während des eher ruhigen Konzertes mit leisen Tönen viel Zeit zum Stimmen der 21-saitigen Kora benötigt wird, stört keinen im leider nicht ganz gefüllten Agam-Saal des Leverkusener Forums. Das Publikum scheint die virtuelle Reise zu genießen. Die Atmosphäre, welche die Grenzgänger zwischen Folk, Klassik und Jazz erzeugen, gleicht eher einer gemütlichen Runde im Wohnzimmer als einer von wandernden Gärten, aber sicher hat jede und jeder während des Konzertes eigene (wandernde) Bilder im Kopf.
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