Tolles Klima bei Folk Spot Denmark

Der skandinavische Schwerpunkt beim großen Tønder Festival / Klubscenen, Tønder, Dänemark, 29.-30.8.2025

2. Oktober 2025

Lesezeit: 4 Minute(n)

Das Folk Spot Denmark Festival findet seit 2012 im dänischen Tønder statt und bietet an zwei Nachmittagen acht Acts aus Skandinavien mit Schwerpunkt Dänemark die Möglichkeit, ein „Showcase“ genanntes Kurzkonzert vor zahlreichen Festival- beziehungsweise Konzertveranstaltenden zu absolvieren und zudem ein großes Publikum live zu erreichen.

Text und Fotos: Willi Klopottek

Tønder ist ein hübsches Städtchen im Süden Dänemarks, nur wenige Kilometer von der Grenze zu Deutschland entfernt. Das Folk Spot Festival ist eingebettet in das große Tønder Festival, das 1975 zum ersten Mal veranstaltet wurde. Auf dem Veranstaltungsgelände findet man heute fünf unterschiedlich große Zelte, eine große Open-Air-Bühne sowie eine stattliche Anzahl an Ständen, die eine breite Palette an Essen und Trinken mit ausreichend Sitzgelegenheiten bieten. Mittlerweile zieht die viertägige Veranstaltung, die in diesem Jahr vom 27. bis 30. August stattfand, 12.000 Menschen aller Generationen an und besticht durch ihre entspannte, freundliche Atmosphäre. Festivalfreitag und -samstag waren 2025 ausverkauft. Sehr angenehm zu sehen ist dabei, dass sich das Publikum bei den Konzerten in den Zelten auf die Musik konzentriert und es selbst bei ganz leisen Acts während der einzelnen Stücke mucksmäuschenstill ist. Dass bei lauten Bands und im Freien die Begeisterung der Zuhörenden hohe Pegel erreicht, versteht sich von selbst.

Sunbörn

 

Das umfangreiche Musikprogramm des Tønder Festivals steht unter dem Motto „Hand Made Music“ und präsentiert eine breite Palette an Stilen, die von Blues über Country bis zu Bluegrass – alles Formen, die heute Americana genannt werden – und natürlich Irish Folk reicht. Dabei versteht sich von selbst, dass auch Skandinavien breit vertreten ist. Die Veranstaltenden präsentierten in diesem Jahr wieder eine ganze Reihe großer Namen. So füllten den großen Platz vor der Open-Air-Bühne unter anderem die angloirische Band Flook, der US-Country-Rocker Lyle Lovett, und eine der Legenden des britischen Folk, die Oysterband, beendeten mit ihrem Konzert in Tønder ihre jahrzehntelange Tourkarriere. Viele der Acts kamen aus Europa, aber auch Nordamerika war bestens vertreten. Vor allem zu Kanada haben die Programmverantwortlichen eine intensive Beziehung.

Trinelise Væring

 

Der skandinavische Schwerpunkt bei Folk Spot

In das Tønder Festival ist Folk Spot mit seinem Fokus auf Musik vor allem aus Dänemark, aber auch aus Norwegen und Schweden eingebettet. Am 29. und 30. August gab es acht Folk-Spot-Auftritte im 500 Menschen fassenden Klubscenen-Zelt im Zentrum des Festivalgeländes mit bemerkenswerten Musikschaffenden, von denen sich einige bereits einen gewissen Namen gemacht haben und andere am Beginn ihrer Karriere stehen. Die Aufritte von sechs der sollen hier näher betrachtet werden.

Sunbörn ist ein in Dänemark mehrfach preisgekröntes Sextett, das Jazziges und Funk mit einer dicken Portion westafrikanischer Musik verbindet. Letzteres kommt nicht von ungefähr, hatte die Gruppe doch unter dem Namen KutiMangoes begonnen und vor etlichen Jahren bereits drei Alben zusammen mit Musikschaffenden aus Westafrika veröffentlicht. Die Gruppe besticht mit einer treibenden Bläsersektion.

Stemmer i Voks

 

Trinelise Væring ist eine ausgezeichnete Liedermacherin zwischen Folk und Jazz aus Dänemark, die als Leiterin größerer Ensembles eine Reihe von Alben veröffentlicht hat und mit dem Album ihrer aktuellen Formation Tone of Voice Orchestra einen dänischen Jazzpreis gewann. Auf dem Festival begann sie allein mit ihrer Gitarre bevor dann ihr Ensemble dazustieß. Früher sang sie auf Dänisch, nun waren ihre Texte auf Englisch.

ULD ist eine Gruppe junger Frauen aus Norwegen, die bei Folk Spot als Trio zu erleben war. Der elegische Gesang der Sängerin wurde dezent begleitet von Akkordeon und Elektropiano. Später hatte die Formation einen weiteren Auftritt mit Verstärkung durch Kontrabass und Schlagzeug, bei dem es dann druckvoller wirkte.

Elisabeth Vik von Víík

 

Thorbjørn Risager & The Black Tornado ist eine energetische, laute dänische Band bestehend aus acht Männern, die sich stilistisch zwischen Rhythm and Blues, Rock und Funk bewegt. Gerade ist ihr neues Album erschienen – immerhin das neunte seit 2006. Die Gruppe tourt regelmäßig durch Skandinavien und hat auch Deutschland im Programm.

Stemmer i Voks ist ein außergewöhnliches Ensemble, das von Ulla Bendixen und Martin Døssing Ottosen geleitet wird. Das Besondere: Sie haben alte Musikaufzeichnungen dänischer Volklieder auf Wachswalzen erkundet und nehmen dies als Basis für ihre Musik. Die Wachsaufnahmen, die sie abspielen, sind elementare Bestandteile ihres Programms, die dann mit Bendixens Gesang kombiniert werden. Ottosen spielt unter anderem ein Harmonium. Dies live so perfekt auf die Bühne bringen zu können, ist eine besondere Leistung. Unterstützt wurden die beiden bei ihrem bemerkenswerten Auftritt von einer Cellistin und einem Kontrabassisten.

Das allerletzte Konzert der Oysterband

 

Ganz besonders erstaunlich war schließlich der Auftritt der Gruppe Víík, deren Bandleaderin Elisabeth Vik in Dänemark lebt, aber aus Norwegen stammt und an der norwegischen Tradition orientierte Lieder auf Norwegisch schreibt, in die die anderen Bandmitglieder, die aus Dänemark und Schweden kommen, ihre Verwurzelungen miteinbringen. Im Zentrum dieser Musik steht die beeindruckende Stimme der Sängerin Vik, die energisch vorträgt und in der Lage ist, eine magische Atmosphäre zu erzeugen, die das Publikum begeistert. Ihre kongeniale Band besteht aus Geige, Kontrabass, Gitarre und Schlagzeug und zusammen mit Vik bringen sie mit Kraft und Witz die starken Kompositionen zum Funkeln. Die Band spielte schon auf den renommierten Festivals in Rudolstadt und Roskilde und hatte kurz zuvor eine erfolgreiche Tournee durch Kanada absolviert.

Das Tønder Festival ist wirklich eine Reise wert und der skandinavische Schwerpunkt in der Folk-Spot-Sektion ist ganz besonders hervorzuheben, weil hier roots-orientierte Musik live erlebt werden kann, die von hochkarätigen Kulturschaffenden aus Nordeuropa gespielt wird, die in aller Regel in anderen Ländern bisher kaum bekannt sind. Last, but not least, sollte erwähnt werden, dass auf dem Festival nicht nur eine höchst angenehme Atmosphäre herrschte, sondern bei den Konzerten auch durchweg Leute die Tontechnik bedienten, die ihr Handwerk bestens verstehen und auf allen Konzerten für einen erstklassigen Sound sorgten.

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Aufmacher:
Hand Made Music, hier von Flook

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