Wenn man sich als Musiker zielstrebig gen Ende siebzig bewegt, dann stellen sich automatisch Fragen: Will ich noch auf Tour gehen? Kann ich noch ein neues Album aufnehmen? Allan Taylor hat beide Fragen mit „Ja“ beantwortet. Kleinere Abschiedstouren stehen für nächstes Jahr an, und wer Taylors Perfektionismus kennt, der weiß, dass jede Veröffentlichung gewissen Qualitätsansprüchen genügen muss. Überdies kommt das Werk wieder aus dem Hause Stockfisch, und da verbietet sich minderwertiges Material generell. Natürlich klingt Taylors Stimme nicht mehr wie vor zwanzig Jahren, aber das muss kein Nachteil sein und ist es auch nicht. Er singt wie immer von der Straße, vom Abschied, von den Bars und der Melancholie, nur dass es jetzt sehr eindeutig ist: Das ist das letzte Statement eines großen Künstlers, der Kreis schließt sich. Aber es ist erfreulich: Taylor blickt zurück in Dankbarkeit, keine offenen Rechnungen, das durchgängige Motto „I guess it was meant to be“. Jeder Song hat seine subjektiven Abschiedsaspekte. Persönlicher Höhepunkt jedoch ist ein Liebeslied für seine Frau „A Way Back Home“. Ehrlich, ungeschminkt, mit rückblickender Altersweisheit und auch hier: Dankbarkeit. Abschiede sind traurig, aber dieser hier ist richtig gut.
Mike Kamp
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