Die Göttin der Trommeln lässt das Herz höherschlagen
Am Anfang stand Oxalá, der Schöpfergott der Yoruba-Religion. Dieser schuf mit den Orishas, seinen unzähligen Göttern und Göttinnen, die Welt. Sie sollten den Menschen helfen, auf dem Planeten zu leben. Die Göttin Ayom brachte ihnen Trommeln und Musik. Mit dem Akronym Sa.Li.Va umschreibt die sechsköpfige Gruppe die Ziele der Göttin. „Sa“ steht im Portugiesischen für „Sagrado“ („heilig“), „Li“ für „Liberdade“ („Freiheit“) und „Va“ für „Valentía“ („Mut und Tapferkeit“). In den ersten drei eher getragenen Stücken des Albums verspürt man ein feierliches Element. Den Auftakt macht das intensive „Oxalá, Promesa Do Migrante“. Oxalá, der große Gott, soll dem Migranten Hoffnung geben. Nicht zufällig heißt Oxalá auf Portugiesisch „hoffentlich“. Wer die samtweiche, sinnliche Stimme von Jabu Morales hört, der brasilianischen Frontfrau von Ayom, verliert den Mut auf der Reise ins Unbekannte nicht. Spätestens bei „Eu Me Quero Mais“, dem vierten Lied des Albums, gibt es kein Halten mehr. Das Tanzbein wirbelt im nordostbrasilianischen Frevo-Rhythmus durch den Karneval von Pernambuco. Auch die kreolische „Sodade“, diese portugiesisch-kapverdische Melancholie und Sehnsucht, hat genügend Platz auf dem Album. Doch dank der beschwingten Coladeira- und Funaná-Rhythmen überwiegt die Lebensfreude. Weiter geht die Reise über Mosambik nach Angola, wo Gastsänger Paulo Flores, der wohl bekannteste Semba-Sänger, im Duett mit Jabu Morales die Leiden der Sklaven besingt, die nach Brasilien verschifft wurden. Den Abschluss bildet „Io Sono Il Vento“, ein italienischer Schlager aus den Fünfzigerjahren von Gian Carlo Testoni. Ayom machen zusammen mit Gastsänger Salvador Sobral daraus einen feinen Semba. Die Instrumentalisten mit den Angolanern Ricardo Quinteira (Gitarre) und Walter Martins (Percussion), dem Italiener Alberto Becucci und seinem packenden Akkordeon, Francesco Valente (Percussion, Gesang) und Timoteo Grignani (Percussion, Gesang) sorgen für ein starkes Fundament voller Gefühle.
Martin Steiner
Foto: Gina Estrada
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