Die Meister der Melancholie

The Milk Carton Kids , I Only See The Moon (Far Cry Records)
Mit engl. Texten

18. September 2023

Lesezeit: 2 Minute(n)

Ihre Konzerte sind wahre Happenings. Es ist nicht einfach nur ihr exzellenter Akustikfolk als Duo, der das Publikum in den Bann zieht. Es sind vor allem ihr Humor, ihr Wortwitz und ihre schrägen Geschichten, die die Zuhörenden in Lachanfällen fast ersticken lassen. Dabei sind Joey Ryan und Kenneth Pattengale die Meister des traurigen Liedes, der „sad songs“, wie sie sie selbst nennen. Und diese erarbeiten sie mit einer kompromisslosen Ernsthaftigkeit, wie ihr aktuelles siebtes Album erneut unnachahmlich demonstriert. Ursprünglich während der Pandemie in drei Wochen aufgenommen, waren die „Milchbubis“ mit dem Ergebnis nicht zufrieden und widmeten sich ein weiteres Jahr den zehn Songs. Das Ergebnis sind Songperlen voll emotionaler Intensität sowie vor allem textlicher Magie über Verlust, Versöhnung und Hoffnung, die kraftvoller klingen als je zuvor. Ryan und Pattengale ist es fulminant gelungen, die bisherige Intimität ihrer Lieder gleichzeitig zu vertiefen und zu transzendieren. Ein Album mit Gänsehautfeeling. „Wir wollten herausfinden, wie umfangreich das musikalische Bild sein könnte, das wir mit unserer begrenzten Palette als Duo malen können“, sagt Pattengale.

Im Zentrum stehen wieder ihr unter die Haut gehender Harmoniegesang, Ryans fundamentales Rhythmusspiel und Pattengales atemberaubendes Solopicking. Sie verwandeln die Folkballaden „Wheels & Levers“, „Star Shine“ und „North Country Ride“ in absolute Highlights ihres bisherigen Repertoires. Zum ersten Mal spielt Ryan auch Banjo auf einem Milk-Carton-Album, und das Duo beweist, dass es mit „When You’re Gone“ und „One True Love“ auch in traditionellem Bluegrass brilliert. Hervorstechend ist jedoch der Titelsong „I Only See The Moon“, textlich der traurigste Punkt des Albums. Das von einem Streicherensemble begleitete Lied klingt wie der epische Soundtrack für ein Liebesdrama. Und man kann sich gut vorstellen, wie selbst ein Frank Sinatra oder Dean Martin diesen „sad song“ mit Begeisterung gesungen hätten.

Erik Prochnow

www.themilkcartonkids.com

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