Dr. Will trägt Anzug und Zylinderhut. Einer, bei dem man sich nur im äußersten Notfall medizinischen Rat holen würde. Seine Stärke scheint sowieso in der Musiktherapie zu liegen: Der Münchner Sänger mit richtigem Namen Will Hampel hilft zumindest sich selbst, wenn er im Stil alter Bluesheroen den Schmerz rausschreit und die Traurigkeit fließen lässt. Entsprechend folgt die Klangästhetik des Albums derjenigen alter Bluesaufnahmen und dem Rumpelsound eines Tom Waits, dessen „Way Down In the Hole“ Dr. Will covert – wie auch Stücke von Willie Dixon und Champion Jack Dupree. Dabei steht ihm der Münchner Gitarrist Saschmo Bibergeil zur Seite, der seinem Strominstrument die fiesesten, abgründigsten und aufwühlendsten Klänge abtrotzt und den Liedern seinen Stempel aufdrückt. Die Produktion fängt die Liveatmosphäre im Studio ein, alles passiert unmittelbar vor den Ohren. Manchmal klingt das Duo wie eine ganze Band und es gibt insgesamt nichts zu vermissen. Auch nicht bei den Eigenkompositionen, die die Hälfte der Tracklist füllen. Und wenn Gastsängerin Isabel hinzukommt, erhält der Blues eine zusätzliche Farbe. Allerdings keine freundlichere. Das geht tatsächlich auf die Knochen.
Volker Dick
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