Gezupft wie gesungen – äußerst gelungen

Zupfgeigenhansel, Miteinander 50 Jahre – 70 Lieder (7us Media Group)

1. Dezember 2022

Lesezeit: 2 Minute(n)

4 Booklets mit umfangreicher Bandhistorie, Liner Notes und Fotos

Zum fünfzigjährigen Bandjubiläum legen die beiden Zupfgeigenhansel Erich Schmeckenbecher und Thomas Friz eine umfangreiche Werkschau ihres legendären Deutschfolkduos vor, das man getrost als eine der einflussreichsten Bands der Siebzigerjahre in diesem Genre bezeichnen darf. Die beiden Musiker fanden 1972 zusammen, befreiten deutsche Volkslieder von der braunen Kruste, interpretierten sie modern, zeitgemäß, frech, frisch und elektrisierend, texteten sie notfalls um oder unterlegten sie mit neuen, eigenen Melodien. Sie trafen den Nerv und den Geschmack der Zeit. Schon ihre 1976 aufgenommene erste LP enthielt Gassenhauer und heutige Klassiker wie „Es wollt ein Bauer früh aufstehn“ oder das aufmüpfige „Lied der Pariser Kommune“. Thomas Friz sang hinreißend, spielte Gitarre und Flöte, während Erich Schmeckenbecher meist die Harmoniestimme und als Multiinstrumentalist Mandoline, Gitarre, Akkordeon, Xylofon und Krummhorn beisteuerte. Aufgenommen und produziert wurden viele der Zupfgeigenhansel-Alben von der Produzentenlegende Conny Planck. 1986, als das Duo sich nach vierzehn überaus erfolgreichen Jahren trennte, blickten sie auf eine bemerkenswerte Karriere zurück, mit neun bis heute über eine Million Mal verkauften Tonträgern. Den Volksliedern hatten sie in dieser Zeit jiddische Lieder, Thomas-Kramer-Vertonungen und selbst geschriebene Songs hinzugefügt, unzählige Auftritte absolviert, in kleinen Clubs und in Fernsehshows. Nach dreißig Jahren Funkstille haben sich die beiden Stuttgarter Musiker wieder zusammengefunden und in neunmonatiger Arbeit die vorliegende, sorgfältig editierte Werkschau mit siebzig Liedern (darunter einige, die es so noch nie auf Tonträger gab) auf drei CDs, fast ohne Überschneidungen, zusammengestellt: „Das Beste der Studio-CDs“ mit 23 Stücken, „Live auf großen Bühnen“ (23 Stücke) und „Im kleinen Club“ (24 Stücke). Man bekommt einen Vergleich zwischen den sauberen Studioproduktionen und den ungeschliffenen, dafür aber sehr atmosphärischen Liveaufnahmen. Eine wunderbare Box und ein Stück deutscher Musikgeschichte.

Ulrich Joosten

Fotos: Hans Derer

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