Dieses Buch ist eine Ausgrabung – und einen unterhaltsameren und kundigeren Grabungsleiter als den britischen Prähistoriker und Archäomusiker Graeme Lawson kann man sich nicht wünschen.

Leser und Autor arbeiten sich von der obersten, neuesten Schicht der „vertrauten Dinge“ bis tief in die Vorgeschichte hinein, immer auf der Jagd nach spektakulären Funden, die von der Musik der Vergangenheit erzählen könnten – und Lawson weiß, wie man diese Objekte zum Sprechen bringt. Im Gegensatz zu einer realen Ausgrabung hat die in Buchform vorliegende den Vorteil, nicht örtlich begrenzt zu sein. So entdeckt man beispielsweise in einem Wrack auf dem Meeresgrund vor England Wirbel einer neuzeitlichen Pedalharfe, im südlichen Afrika die Taste eines mittelalterlichen Daumenklaviers und steinzeitliche Vogelknochenflöten in China. Der räumliche Fokus liegt dennoch auf Europa – und der Fokus des Buches auf faszinierenden, oft überraschenden Geschichten von Entdeckungen, die uns der Musik unserer Vorfahren näherbringen. Das macht die Lektüre auch für Menschen spannend, die sich bisher nicht für Musikarchäologie interessiert haben. Das Buch verrät außerdem, wie man Funde dazu bringen kann, uns etwas über die Musik, Musikschaffenden und Gesellschaft ihrer Zeit preiszugeben. Damit bietet es zusätzlich eine Einführung in archäologische Methodik im Allgemeinen, wissenschaftlich selbstverständlich auf dem neuesten Stand. Soundtracks ist, soweit der Rezensentin bekannt, das erste übergreifende populärwissenschaftliche Buch zur Musikarchäologie – und erhielt eine Nominierung für den British Academy Book Prize. Es sei allen ans Herz gelegt, die sich für Kulturgeschichte, Ethno- und Volksmusik, Archäologie, spannende Geschichten oder gleich für all das auf einmal interessieren.

Merit Zloch