Maija Kauhanen aus Finnland schlägt mit ihrer Kantele neue musikalische Wege ein. In Zusammenarbeit mit ihrem Vater hat sie ihr Instrument umgestaltet, sodass die Basssaiten nun nach unten gebogen sind und auch mit einem Cellobogen gespielt werden können, nicht nur mit Plektron oder Fingerspitzen. Sicher werden nur absolute Kantelefachleute das wirklich heraushören, aber die klangliche Bereicherung ist deutlich, auch ohne Kenntnisse ihrer Ursachen. Und wo sie schon bei Veränderungen ist, entfernt sie sich gleich auch von der finnischen Tradition, aber nur so weit, dass alles immer noch finnisch klingt. Dennoch fordert sie Hörgewohnheiten heraus, übernimmt für ihren Gesangsstil samische Einflüsse. Kuhglocken als Begleitinstrumente müssten eigentlich für einen alpinen Klang sorgen, aber eher sieht die überraschte Zuhörerin dabei vor ihrem inneren Auge den Fujiyama! Hörgewohnheiten werden herausgefordert, wie gesagt. Eine Art Sprechgesang lässt zusammenzucken – Rap auf Finnisch? Aber dann geht es überaus melodisch weiter, und so ist jedes Stück auf diesem Album eine Überraschung. Finnischkenntnisse sind übrigens für den Genuss dieses außergewöhnlichen Werkes nicht zwingend nötig.
Gabriele Haefs
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