Willkommen im Paradies. Ein treibender Schlagzeugrhythmus beginnt dieses bärenstarke Album, gefolgt von einem genießerisch gesummten „Mmmhhhh“, bis der raue Gesang des Würzburger Songwriters über einem rockigen Groove einsetzt. Vom naturbelassenen Garten Eden und unschuldiger Liebe singt er im Titelsong, und was der Mensch heute mit Fracking und Pornografie anrichtet. Dass das nicht zum moralischen Lehrstück verkommt, sondern Rills Lebensthema – Schuld, Bitte um Vergebung, Hoffnung – hoch identifikabel transportiert, zeigt einmal mehr, was für ein gerissener Liedermacher er auch auf seinem vierzehnten Album ist. In „Heart Up Yet“ verpackt er dieselbe Botschaft von der Verantwortung des Einzelnen in einer misslungenen Welt in einen poppigen Hit, der endlich „Just Another Lemon Tree“ am Radiomorgen ablösen könnte. Es folgen schnörkellose Rocker, prickelnder Folk, melancholische Balladen und viel waschechter Blue-Eyed-Soul, alles auf höchstem Niveau geschrieben und realisiert. Das Album, das mit Adam und Eva begann, endet ebenfalls in einem Dualismus: Von den leuchtend roten Haaren der Geliebten bleibt nur schwarzweiße Erinnerung. Songwriting nah am Gedichtschreiben.
Martin Wimmer
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