Wenn man für eine dezidiert linksintellektuelle Position Publikum gewinnen will, in welchem musikalischen Idiom drückt man sich dann aus? Der Berliner Pat Carter hat sich für Country entschieden. Den legt er auch auf seinem vierten Album schillernd aus und zitiert Randy Travis und Hank Williams, ohne je zu verleugnen, dass er sein Handwerk von den Jangle-Poppern und Post-Punkern gelernt hat. Aufgrund der auffällig kapitalismuskritischen Texte geht dabei oft unter, was für ein richtig guter Sänger Carter ist. Schon schelmisch, wie er im Duett mit einer swingenden Fiddle auf dem Titeltrack scheinbar treuherzig eine eingängige Melodie trällert und dabei ganz nebenbei Rassismus, Klassismus, Sexismus seziert. Im funkigen „A Curse Undone“ erreicht er stimmlich Höhen, in die durchschnittliche Singer/Songwriter nie vordringen. Spätestens ab dem hymnischen Burt-Bacharach-Klon „Open Wide“ ist klar, dass der selbstbewusste Countryhut nur eine Maske ist. Darunter sitzt ein ebenso kluger wie sensibler und mitfühlender Kopf. Right Wing Planet kombiniert geschickt Elemente aus einem halben Jahrhundert Alt.Country zu einer richtig guten Platte, die zum Mittanzen ebenso einlädt wie zum Mitdenken.
Martin Wimmer
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