Im Beiheft erzählt Ketil Bjørnstad, dass er schon lange mit seinem Freund Lars Saabye Christensen ein gemeinsames Projekt machen wollte – die beiden kennen sich schon ewig, genauer gesagt, seit dem Konfirmationsunterricht (Ketil Bjørnstad beschreibt ihre frühe Freundschaft ausgiebig in seinem Buch Die Welt, die meine war – Die Sechzigerjahre). Aber ein Pianist und ein Erfolgsautor, wie sollen die unter einen Hut kommen? Christensen allerdings ist, wenn auch nur in Norwegen, durchaus als Lyriker bekannt, und nun hat er auf Englisch geschrieben. Richtige Liedtexte, mit Endreim und allem. Perfekt zur Vertonung durch ein musikalisches Genie wie Ketil Bjørnstad, und auch perfekt für die Gesangsstimme von Anneli Drecker, die mit beiden schon zusammengearbeitet hat und sich als Dritte im Bunde dazugesellt. Überaus melodisch ist das Ganze – und melancholisch. Die Erfahrungen, die hier vom Tourneeleben geschildert werden, berichten eher vom Abstieg, „Pawn Shop Bands“ eben, von schäbigen Hotels, von flüchtigen Begegnungen, von der Hoffnung, dass der nächste Gig dann doch ausverkauft ist. Wunderbare, musikalisch ungeheuer vielseitige Musik. Im einzigen Instrumental kann Ketil Bjørnstad zudem seine Virtuosität am Flügel beweisen.
Gabriele Haefs
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