Mit Spannung wurden sie erwartet – jetzt sind sie veröffentlicht: die Jahrespreise der deutschen Schallplattenkritik 2023. Rund 96 Titel hatten es auf Vorschlag der Gesamtjury auf die Longlist geschafft, zehn davon wählte der Jahresauschuss für einen Preis aus. Zwei von ihnen wiederum lassen sich auch im Spektrum des folker verorten.
Die 1982 geborene algerisch-französische Sängerin Souad Massi gewinnt den Jahrespreis für ihr Album Sequana (Wrasse, harmonia mundi/Bertus), das während der Pandemie entstand und dessen Texte sich mit fundamentalen Problemen und Ängsten auseinandersetzen. Diese „kommen unmittelbar rüber, man kann sich dem nicht entziehen“, schreibt die Jury in ihrer Begründung. „Aber gleichzeitig erzeugen ohrwurmartige Melodien eine Vertrauen schaffende Atmosphäre, die keinen allein lässt. Sequana ist ein intelligentes Album voller Feinheiten und grandioser Musik.“
Für „die kluge Erweiterung des Assoziationsraums lateinamerikanischer Rhythmen“ erhält außerdem die kolumbianische Sängerin, Produzentin und Konzeptkünstlerin Lucrecia Dalt den Jahrespreis für ihr Album ¡Ay! (Rvng Intl., Cargo). „Lucrecia Dalt erforscht auf ¡Ay! die lateinamerikanische Musik ihrer Kindheit und kreiert nostalgische Sci-Fi-Folklore“, so die Jury. „Dalts Folklore changiert zwischen Kindheitssehnsucht und Abstraktion und zeigt, dass traditionelle Musik weder statisch noch gestrig klingen muss, sondern ein Kaleidoskop darstellen kann, durch das ihre eigene Identität in immer neuer Form aufblitzen darf.“
Der folker gratuliert den Siegerinnen.
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