Die US-amerikanische Einrichtung Broadcast Music Incorporated (BMI) ist nach eigenen Angaben mit mehr als 1,3 Millionen Rechteinhabenden im Musikbereich die weltweit größte Verwertungsgesellschaft. Quasi als Pendant zur deutschen GEMA ist es ihre Aufgabe, dafür zu sorgen, dass ihre Mitglieder für jede öffentliche Aufführung ihrer Musik Tantiemen erhalten. Gegründet wurde BMI 1939 von mehreren Radiosendern, als die Verwertungsgesellschaft ASCAP (American Society of Composers, Authors, and Publishers) ihre Gebühren für Radioeinsätze stark erhöhte. Seit damals gibt es in den USA also zwei Verwertungsgesellschaften, wobei BMI zuletzt als die erfolgreichere galt.
Wie die Taz berichtet, hatte die BMI in ihrem letzten Jahresbericht nun, ihre Rechtsform als Non-Profit-Organisation aufgeben zu wollen, um künftig gewinnbringend zu wirtschaften. Und wenig später erste Taten folgen lassen, als sie ihre Bearbeitungsgebühr von 10 auf 15 Prozent heraufsetzte. Dann aber folgte das bis dahin Unvorstellbare: Eine Investmentfirma, der Hedgefonds New Mountain Capital, hat BMI gekauft – im Verbund mit weiteren Investoren, darunter CapitalG, eine Investment-Tochterfirma des Google-Mutterunternehmens Alphabet. Was der Blogger Chris Castle im MTP – Music Technology Policy Blog so kommentierte: „Nach zwanzig Jahren des Kampfes gegen den größten Copyrightverletzer der Geschichte hat BMI ihn jetzt zum Familienmitglied gemacht.“
Bedenkliche Entwicklungen, der nicht nur US-amerikanische Musizierende, Verlegerinnen und Verleger sowie Musikjournalistinnen und -journalisten mit großer Sorge entgegenblicken. Immerhin geht es um derzeit 1,5 Milliarden Dollar, die bisher an die BMI-Mitglieder ausgeschüttet worden waren. Befürchtungen sinkender Tantiemen zugunsten des Unternehmensgewinns dürften alles andere als unbegründet sein. Inwiefern die Ereignisse Modellcharakter für den deutschen Markt haben, ist schwer abzusehen. Fabian Schuetze merkt in seinem Newsletter Low Budget High Spirit allerdings an: „Dass hierzulande GEMA oder GVL von Bridgewater geschluckt werden, scheint unvorstellbar. Aber genauso unvorstellbar war lange Zeit auch, dass die GEMA in den ‚privaten Markt‘ geht und einen Digitalvertrieb kauft …“ (Im Dezember 2019 erwarb die GEMA eine Mehrheitsbeteiligung an der Zebralution GmbH, einem innovativen und wirtschaftlich erfolgreichen Digitalvertrieb in der Musikwirtschaft.)
Zum Taz-Artikel geht es hier. Die offizielle Pressemitteilung von BMI zum Verkauf an New Mountain Capital findet sich unter www.bmi.com/press/entry/589223.
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