München yodelt wieder – LAUT!

Das Festival LAUTyodeln kehrt zurück

29. Februar 2024

Lesezeit: 4 Minute(n)

 

Jodeln verbindet Menschen und Kulturen und Jodeln überrascht, denn das kraftvolle Singen im Wechsel von Kopf und Bruststimme kennt man nicht nur im medial so ausgeschöpft bedienten Bild des Alpenraums, sondern in Kulturkreisen, an die wir assoziativ möglicherweise zunächst einmal gar nicht denken.
Text: Elke Richly

Ob im afrikanischen Regenwald oder mitten in Skandinavien, ob in Wien oder im Appenzell, die Menschen joiken, rufen, johlen, dudeln oder juchzen, wie auch immer ihre kehligen Laute genannt werden, die etwas sehnsüchtig und tief Kraftvolles vermitteln. Auch die der urban heutigen Stadt-Jodlerinnen und -Jodler, deren Zahl kometenhaft steigt von Jahr zu Jahr, denn das Jodeln liegt im Trend, wie man so schön sagt. Die Münchnerinnen und Münchner wollen jodeln, das zeigt sich deutlich bei den wachsenden Nachfragen zu Kursen, Workshops und Stammtischen aller Art.

Das Festival LAUTyodeln, das das Kulturreferat der Landeshauptstadt München in Kooperation mit dem bekannten Independent Label Trikont bereits in den Jahren 2016 und 2019 verwirklicht hat, kehrt deshalb endlich zurück und möchte erneut die weltumspannende und innovative Kraft des Jodelns ausleuchten und für das Publikum erfahrbar machen. Jodlerinnen und Jodler und solche, die es werden und ausprobieren wollen, sind in einem mehrtägigen Festivalprogramm eingeladen, die vielschichtigen Ausprägungen des Jodelns zu erfahren oder sogar selbst zu erlernen. Vom 9. bis 11. Mai 2024 werden an unterschiedlichsten Spielstätten der Stadt Konzerte, Workshops und Kurse mit Rahmenprogramm angeboten, die sowohl die Neulinge als auch die alten Hasen in neue Dimensionen des Jodelns entführen. Trikont wird außerdem wieder eine Festival-CD produzieren.

Anna Veit erforscht mit der Band Vue Belle den Yodel zwischen Afrika und dem Alpenraum

Foto: Ludwig Olah

 

Kernstück des diesjährigen Festivals bilden die beiden Konzerte im Carl-Orff Saal im Fat Cat (ehemaliger Gasteig) und in der Zirka Halle im Kreativquartier am Leonrodplatz. Als Auftakt für das spannende Lineup beider Konzerte fungiert die Fusion aus der Musikerin und Sängerin Anna Veit und der Band Vue Belle, eine Formation aus jungen Musikerinnen und Musikern mit Fluchtgeschichte, die unter der Leitung des Künstlers Paul Huf seit einigen Jahren miteinander Musik machen, die jenseits von Sprach- und Ländergrenzen die Menschen zusammen bringt und wahrlich Horizonte öffnet.

Im Projekt LAUTyodeln meets Vue Belle trifft der Alpenraum auf die Welt, der Jodler auf afrikanisch musikalische Geschichten, Sehnsüchte und Perspektiven, die den Blickwinkel auf innovative Art fürs Publikum verändern. Wo und wie begegnen und erweitern sich Kulturen gegenseitig? Die in Niederbayern aufgewachsene Musikerin Anna Veit, die vor ihrem Studium an der Musikhochschule an der Kirchenorgel und am Tanzboden musikalisch sozialisiert wurde, trifft in freien und offenen Workshop-Einheiten unter anderem auf Musikerinnen und Musiker wie Prince White (Nigeria) oder Papa Africa, Virtuosen in ihren Musikformen, die nach ihrer Ankunft in Deutschland ihren eigenen Heimatsound gesucht und gefunden haben. Man verbringt Zeit miteinander, wohl der Schlüssel zu vielem, was Begegnung ausmacht, man sucht und jammt und lacht und lässt einfach die Musik machen, die so viel mehr kann als manches Gespräch.

Paul Huf, Papa Afrika, Anna Veit, Prince White, Bernie Holzner Text: Die von Paul Huf 2018 gegründete Band Vue Belle und die Musikerin Anna Veit begegnen sich in den gemeinsamen Workshops voller Offenheit.

Foto: Paul Huf

 

Die Früchte aus diesem wunderbaren Prozess sind am 10. und 11. Mai 2024 zu hören, zusammen mit dem herausragenden Liedermacher, Sänger und Gitarristen Ernst Molden aus Wien, der sich exklusiv für das Festival zusammen mit der Schlagzeugerin Maria Petrova dem Jodeln ähnlich mutig und erforschend nähern wird. Genau so wie Ganes, die ladinisch musizierende Band, die sich zusammen mit dem Multi-Instrumentalisten Johannes Bär bei LAUTyodeln Vol. 3 im einfallsreichen musikalischen Zusammenspiel zeigt, wie Jodeln in der Erinnerung ins Heute Menschen begeistert – in der Verbindung aus alt und neu, aus Tradition und Moderne, lebendig und betörend in der eigenen Besinnung auf die Südtiroler Wurzeln, die die Bandmitglieder noch heute prägen und leben.

4 Frauen voller Stimmgewalt zwischen Jazz und Tradition. Nadja Räss, Vera Baumann, Elian Zeitel Frei und Andrea Küttel.

Foto: Kezia Zurbrügg

 

Freuen kann sich das Konzertpublikum auch auf die Formation Stimmreise.ch. Initiatorin Nadja Räss, Dozentin an der Hochschule Luzern für die Fächer Jodeln und Volksmusik, singt in einem A-Capella-Quartett:  Vier Frauen, vier Klangfarben, vier Persönlichkeiten. Verortet in der Schweiz erweitern sie den Jodel zwischen Jazz und Tradition. Die Anknüpfung zu Südtirol setzt sich mit Opas Diandl fort. Das Quintett entstaubt auch noch die letzten Reste von überkommenen Jodel-Assoziationen und macht alle Türen in Herz und Hirn auf für die Tiefe und die Kraft, die das Jodeln so großzügig an seine Zuhörer und Selber-Jodler verschenkt.

Exklusiv fürs Auftaktkonzert von LAUTyodeln werden die Musiker*innen von GANES ihren südtiroler Wurzeln und dem Jodel nachspüren: Betörend schön, zwischen gestern und heute.

Foto: Christoph Jorda

 

Und wie sieht es mit den traditionellen Jodlern aus? Auch hierfür bietet das Festival einen Abend, im Fraunhofer Wirtshaus. Denn durchaus spannend ist die Frage, wie vor dem buchstäblichen Jodelboom der vergangenen Jahre, die Jodler zum Beispiel im südlichen Oberbayern geklungen haben und auch heute noch klingen. Natürlich gibt es Unterschiede zur gängigen urbanen Jodelpraxis. Den Charme historischer Überlieferung, sowohl gesanglich als auch musikalisch, moderiert Traudi Siferlinger, die das Publikum immer wieder aktiv ins Programm mit einbinden wird.

Mehr Infos zum Festival sowie Tickets gibt es unter https://www.volkskultur-muenchen.de/lautyodeln/

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