Dunkle Gitarrenloops, vertrackteste Rhythmen vom trocken gemischten Drumset, dazu zwei Whistles, die extrem verkopfte Melodielinien in virtuoser Übereinstimmung und makelloser Phrasierung liefern, dazu ein fein perlendes Fender-Rhodes-Piano, welches mit so mancher jazziger Akkordsequenz und klirrenden Soli überrascht – so starten The Olllam in den Kosmos ihre neuen Aufnahme Elllegy. Alles ist konzeptuell neu, und es gibt fast nichts, woran man sich festhalten kann – eine ungewöhnliche Klangerfahrung. Diese Musik hat hörbar irisch-keltische Elemente, ist aber gleichzeitig meilenweit davon entfernt. Wer dachte, Lúnasa würden hochmoderne irische Musik machen, wird hier eine erhebliche Erweiterung seines Weltbildes erleben. Die Kompositionen der drei Hauptakteure sind schwer zu transzendieren, das Trad-Ohr braucht lange, um sich an diese eher grooveorientierten Abläufe zu gewöhnen. Die beiden Carrier der Irish tradition, John McSherry (Belfast) und Tyler Duncan (Detroit), greifen für meinen Geschmack etwas oft zur Low Whistle und zu selten zu den Uilleann Pipes, deren sparsame Auftritte ich dann immer besonders willkommen heiße. Anspieltipps: Track zwei und drei. Keine einfach zu goutierende Musik – nach mehrmaligem Hören aber wirklich großartig!
Johannes Schiefner
0 Kommentare