Als Françoise Hardy 1962 ihr Chanson „Tous Les Garcons Et Les Filles“ veröffentlichte, katapultierte das die damals Achtzehnjährige über Nacht an die Spitze der Hitlisten. Schnell wurde Hardy einer der Stars des „Yéyé“, der französischen Popmusik. Mit ihrer hochgewachsenen Figur und einem aparten Gesicht, das Fotografen und Regisseure liebten, wurde sie zur Stilikone der Sechzigerjahre. Serge Gainsbourg komponierte für sie das berühmt gewordene „Comme Te Dire Adieu“, doch die meisten ihrer Chansons schrieb sie selbst, beeinflusst vor allem von der Popmusik der Fünfziger und Jacques Brel.

Als Teenager hörte sie Popmusik am Radio, beschaffte sich Partituren von Brel-Chansons und bekam zum Abitur die gewünschte Gitarre. Françoise Hardy sang nicht nur auf Französisch, sondern auch auf Englisch und Deutsch, das sie als studierte Germanistin sehr gut konnte.

Das Gefühl und die Suche nach Melancholie prägte die Person und Künstlerin Françoise Hardy – das ist Teil ihres Zaubers und ihres Erfolgs. Immer wieder von starkem Lampenfieber geplagt, trat sie seit den Siebzigern kaum noch live auf, was ihre Karriere keineswegs beeinträchtigte. Ihre Krankheit, der Krebs, hingegen schon. Er kam immer wieder und schädigte letztlich auch ihr Gehör. 2018 erschien ihr letztes Album Personne D’Autre – „Niemand anderes“. In poetischen Texten erzählt sie darauf von ihrem Leben und Lieben.

Im selben Jahr antwortete sie auf die Frage, was sie im Rückblick an ihrem Leben ändern würde, im Interview mit dem ZEITmagazin: „Nichts. Ich hatte ein tolles Leben.“ 2023 wählte das US-Magazin Rolling Stone Françoise Hardy in seine Liste der zweihundert größten Sängerinnen und Sänger aller Zeiten – als einzige Vertreterin Frankreichs.

Nun ist Françoise Hardy wenige Monate nach ihrem achtzigsten Geburtstag gestorben.

Petra Rieß

Foto: Françoise Hardy 2012 (© Siren-Com, Wikimedia CC BY-SA 3.0 Deed)