Wer Musik liebt kommt an diesem wundervollen Film nicht vorbei. Die in diesem Jahr mit einem Oscar für den besten Kurzfilm prämierte Dokumentation porträtiert unter die Haut gehend die letzte Reparaturwerkstatt für Musikinstrumente in Los Angeles. Seit 1959 bietet der Schuldistrikt der selbst ernannten Hauptstadt der Studioaufnahmen die kostenlose Reparatur der rund 80.000 Instrumente der Schüler und Schülerinnen an. Die meisten von ihnen kommen aus ökonomisch prekären Familien und können sich weder ein Instrument noch die Wartung leisten. Doch wie gerade die Musik ihr Leben verändern kann, ihnen Halt, Fokus, Heilung oder einfach eine Lebensperspektive gibt, das zeigt dieser Film sehr berührend. Im Mittelpunkt stehen jedoch vier Mitarbeitende, die sich mit großer Hingabe den Instrumenten widmen. Ihre persönlichen Geschichten machen den Film zu einem bewegenden Erlebnis, das einen nicht mehr loslässt und, wenn man noch kein Instrument spielt, sofort dazu inspiriert, es zu tun. Da ist der Experte für Seiteninstrumente Dana Atkinson, der selbst Bass spielt. Die Musik hat ihm geholfen, mit seiner Homosexualität öffentlich umzugehen. Die Mexikanerin Pat Moreno, die sich um die Blassinstrumente kümmert, hat sich dagegen durch die Musik aus der Armut hochgearbeitet. Für Duane Michaels, der Windinstrumente betreut, brachte eine 20-Dollar-Geige vom Flohmarkt wiederum unverhofften Ruhm. Ohne Plattenaufnahme wurde seine spätere Bluegrassband Bodie Mountain Express Vorgruppe eines Elvis-Konzertes und erhielt einen Vertrag in Disney World. Ebenso unwirklich klingt die Geschichte des Shopmanagers Steve Bagmanyan, der auch die Pianoabteilung leitet. Aufgewachsen im aserbaidschanischen Baku, war er als Kind zutiefst von der Arbeit eines Klavierstimmers beeindruckt. Als sein Vater Ende der Achtziger als Folge der Unabhängigkeitsbewegung getötet wurde, floh er als Zwanzigjähriger mit seiner Mutter in die USA. Dort wurde er von einem Klavierstimmer aufgenommen und erlernte so diesen Beruf. Für die vier ist ihr Shop viel mehr als nur eine Werkstatt. Auch wenn sie die Schüler nicht persönlich kennenlernen, wissen sie, dass sie deren Leben maßgeblich prägen. Dieses innige Zusammenspiel spiegelt die letzte Szene des Films wunderbar wider, in der die Mitarbeitenden gemeinsam mit Schulabgängern und -abgängerinnen der vergangenen fünf Jahrzehnte musizieren. Absolut sehenswert.
Erik Prochnow
Kris Bowers, Ben Proudfoot:
The Last Repair Shop
(L. A. Times Short Docs, Searchlight Pictures)
USA, 2023; 40:00
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