Ein Dreivierteljahrhundert Lebenserfahrung hat Herr Doktor Maurenbrecher nun schon, und seine Musikerkarriere nähert sich dem halben Jahrhundert. Über all die Zeit war und ist er einer der interessantesten Liedermacher im deutschen Sprachraum. Nicht gestylt, nicht strahlend, verbindet er Bodenständigkeit mit Nachdenklichkeit, Humanität mit Realismus, Haltung mit kritischem Optimismus und Poesie mit Musikalität. Wenn Maurenbrecher am Klavier singt, lohnt es sich immer genau hinzuhören. Sein neues Album mit zwölf Liedern spannt thematisch einen weiten Bogen und zeigt zum Teil überraschende Perspektiven. Worauf deutet ein zufällig gefundener Zettel hin, auf dem „Bald“ steht? Gibt er Hoffnung oder verweist er auf eine kommende Katastrophe? Die AfD und das BSW, inszenierte demagogische Kampagnen, alte Bekannte, die sich Verschwörungseinbildungen zuwenden, pazifistische Parolen, die Aggressoren ermutigen, Brücken die im Land zerbrechen – hier dient die Dresdener Carolabrücke als metaphorisches Beispiel, die Gemengelage ist eben unübersichtlich geworden. Doch jenseits aller Skepsis geht das Leben weiter, neue Lieben entstehen, es ist schön, aber eben auch wüst in seinen Liedern so wie in unserer Zeit.
Rainer Katlewski






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