„Im Anfang war das Wort“ (Johannesevangelium). Oder ist es die warme, weiche Stimme von Francesco di Cristofaro, die uns von Anfang an in eine Wunderwelt zwischen der Jetztzeit und dem weltlichen und sakralen Mittelalter entführt? Di Cristofaros historische Flöten, Dudelsäcke, Saiteninstrumente und die Percussion von Ramón Rodríguez Gómez treffen auf elektronisch erzeugte oder verfremdete Töne, harte Drumloops und überraschende Feldaufnahmen. Solche Experimente gehen oft schief. Nicht so bei Luna, Cera E Vino. Andrea Laudante erweitert mit seinen spannenden Einlagen das Klangspektrum des Trios aus Süditalien. Bei der Gründung der Gruppe konzentrierten sich Brigan auf die irische Tradition. Nach einem Album mit der Musik der Gegenden entlang des Jakobswegs führte ihre Reise zurück ins historische Liburia, eine Provinz nördlich von Neapel, in der schon im römischen Reich Land bewirtschaftet wurde. Brigan vereinigt süditalienische und spanische Einflüsse musikalisch und sprachlich. Mit Ausnahme von drei Traditionals stammen alle Stücke von Francesco di Cristofaro. Entstanden ist ein Werk, das auch in den lauteren, perkussiven Passagen Ruhe und eine tiefe Melancholie verströmt.

Martin Steiner