Es ist ein unheimliches Gefühl, wenn vertraute Klänge plötzlich „falsch“ klingen, aber ich fürchte, wir werden uns an diese gruselige Möglichkeit gewöhnen müssen.
Text: Ralf Grabuschnig
Diesen Sommer ist mir etwas passiert, das mich seitdem nicht mehr losgelassen hat. Während eines Rumänienurlaubs war ich in einem Burgerrestaurant. Dort haben sie versucht, einen auf US-Vibe zu machen. Also viel Truckersymbolik, Flaggen und als musikalische Untermalung Southern Rock.
Aber wie ich da so sitze und auf meinen Burger warte, dämmert mir langsam etwas. Dieser Southern Rock im Radio … Der klingt doch irgendwie komisch, oder? Ein bisschen zu … sauber. Mit ein bisschen zu offensichtlichen Lyrics …
Da kam mir eine erschreckende Möglichkeit in den Kopf. Ich rief instinktiv Shazam auf, und siehe da: Mein Bauchgefühl hatte recht. In diesem Burgerlokal irgendwo tief in Rumänien lief tatsächlich KI-generierter Southern Rock aus den Lautsprecherboxen.
Weil das aber lange kein Einzelfall mehr ist, möchte ich heute über künstliche Intelligenz und ihre Verbreitung in der Musik reden. Seht die Songs heute also bitte nicht als Empfehlung. Ich glaube aber dennoch, dass wir uns damit als Musikfans auseinandersetzen müssen.
VibeFoundry – „Redneck Creed“
VibeFoundry – Redneck Creed. © 2025 VibeFoundry Records
Das war einer der Songs, die ich mir in dieser rumänischen Burgerbude anhören durfte. Und falls ihr euch nun auch fragt, was der Sinn dahinter sein soll: Diese „Band“ hat seit letztem November sage und schreibe neunzehn Alben veröffentlicht. Und auch wenn Spotify bekanntlich miserabel zahlt – da bleibt dann wahrscheinlich doch was hängen.
Beats By AI – „Country Girls Make Do“
Beats By AI – Country Girls Make Do. © 2025 Beats By Ai Records
Wie gesagt, ist das aber schon lange kein Einzelfall mehr. Gerade in den letzten Monaten ging auch noch dieser KI-Country-Song auf TikTok viral: „Country Girls Make Do“ von Beats By AI. Achtung: Er ist wirklich verdammt dreckig. Aber wisst ihr: So richtig schlecht ist er eben auch nicht …
Und das führt dann auch zur großen Frage: Was bedeutet KI für Country und für Musik allgemein? Mein Bauchgefühl: KI-generierte Musik wird zumindest in Teilen ihren Markt finden. Im Bereich der Ambientmusik und in Playlists mit Namen wie „Deep Focus“ oder „Lo-Fi Beats for Studying“ dürfte das jetzt schon der Fall sein, und die wirtschaftlichen Anreize dafür werden in Zukunft nur stärker werden.
Für Country sehe ich das Problem derzeit aber, ehrlich gesagt, nicht. Menschen wollen auch in der Musik menschliche Verbindung spüren. Ein Mensch vor dem Mikro, ein Mensch vor dem Lautsprecher und dazwischen dasselbe wie seit über hundert Jahren: three chords and the truth.
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