1. Dezember 2025

Lesezeit: 3 Minute(n)

Foto: Anna Bröhl

Von gesprochenem folker, irischem Grundeinkommen und einem schwierigen Schwerpunkt

editorial folker #04-25

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Gute KI? Böse KI? Was denn nun? Darüber wird lange und gerne gestritten, aber Tatsache ist: KI existiert, wird nicht mehr verschwinden, und wir alle nutzen sie bereits, bewusst oder unbewusst. Die Entwicklung geht natürlich auch am folker nicht spurlos vorbei. Mit dem neuen Projekt „Artikel hörbar“ werden ausgewählte Beiträge auf folker.world zusätzlich als gesprochene Versionen verfügbar. Damit öffnen wir unser Magazin für alle, die lieber hören als lesen (beziehungsweise aus gesundheitlichen Gründen darauf angewiesen sind) oder beides zugleich genießen möchten – zurzeit größtenteils im Mitgliederbereich. Die Stimmen stammen von Menschen aus dem folker-Umfeld, die sie uns bewusst zur Verfügung gestellt haben: Redakteure, Mitarbeiterinnen, Hobbysprecher. Und weil die Ressourcen nicht reichen, das alles selbst einzulesen, brauchen wir zur Unterstützung KI, mit deren Hilfe die Stimmgrundlagen umgewandelt werden.* Das war uns klar und wurde auch gar nicht weiter diskutiert. Die Frage war lediglich: Sollen wir oder sollen wir nicht? Und wenn wir es tun, war uns wichtig, absolut transparent zu zeigen, wie wir es machen. Deshalb gibt es jetzt einen separaten Link auf der Website: folker.world/ueber-hoerartikel. In Heft #1.26 wird es zudem einen separaten Artikel zum Thema „KI und Musik“ generell geben, denn spätestens seit dem unautorisiert mittels künstlicher Intelligenz erstellten Album der englischen Musikerin Emily Portman ist klar, dass Transparenz und Verantwortungsbewusstsein beim Umgang mit KI nicht immer selbstverständlich sind. Beim folker aber schon!

Tja, und wenn dann die Musikschaffenden durch KI quasi überflüssig gemacht werden (können), dann wird ein laufendes Pilotprojekt aus Irland noch interessanter: Seit 2022 und mindestens noch bis Februar 2026 erhalten zweitausend Kreative (unter anderem natürlich auch aus dem Bereich Musik) ein monatliches Grundeinkommen von 1.300 Euro. Und nun lässt der irische Kulturminister Patrick O’Donovan wissen: Die Resultate sind so positiv, dass es das Grundeinkommen ab September 2026 dauerhaft geben soll. Warum eigentlich fehlt mir jegliche Fantasie, dass zum Beispiel eine Merz-Regierung ein ähnliches Projekt umsetzen könnte? Ach ja, danke für den Hinweis: „Kriegstüchtig“ werden ist doch so unendlich viel wichtiger als Kulturschaffende unterstützen!

Das Schwerpunktthema dieses Heftes bezieht sich nicht auf ein ganzes Land, sondern nur den östlichen Zipfel eines riesigen Landes: die atlantischen Provinzen im kanadischen Osten. Ich war dort des Öfteren unterwegs und wusste daher: Weil diese Provinzen geografisch gesehen die ersten Landstriche waren, auf die Ausgewanderte aus England, Schottland und Irland trafen, besteht deren (Folk-)Musik aus einer einzigartigen Mischung aus Alter und Neuer Welt. Mir war daher klar: Das ist alle Male einen Schwerpunkt wert. Sträflich unterschätzt hatte ich jedoch den Arbeitsaufwand, den diese Entscheidung nach sich zog. Artikel akquirieren ist eine Sache, diese Artikel dann auch noch zu übersetzen eine weitere zusätzliche, zumal der omnipräsenten KI (in diesem Falle der Übersetzungssoftware DeepL) nur sehr bedingt getraut werden kann. Und wenn sich dann der Projektverantwortliche in der sowieso schon hektischen Schlussphase einfach für knapp zwei Wochen ins Krankenhaus begibt, dann ist eigentlich das Chaos perfekt. Es sei denn, das Projekt hat einen Endredakteur, der einfach noch einen Zacken zulegt, und – voilà – hier ist das Resultat. Als wenn nichts gewesen wäre. Danke, Stefan!

Ihr braucht jetzt auf jeden Fall einfach nur das Resultat zu genießen, wie immer in gedruckter Form. Aber wie bereits erwähnt, spricht der folker nun zumindest teilweise auch zu euch – wenn ihr das wollt … 😉

Euer Herausgeber

Mike Kamp 

* Wer Erfahrung mit dem Lesen von Texten hat und uns unterstützen möchte, kann sich übrigens gerne melden und eine Sprechprobe einsenden an post@folker.world – je größer die Vielfalt, umso besser.

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