Liebe Leserinnen, liebe Leser,
bleibt uns auch im folker die fassungslose bis wütende Berichterstattung über den Wahnsinnigen im Weißen Haus bis mindestens 2028 nicht erspart? Nun, man könnte den Standpunkt vertreten, dass seine wirren Pläne thematisch im folker keinen Platz haben sollten. Nur macht uns dieser Präsident die Sache nicht ganz so einfach, denn natürlich will er auch die Kultur in seinem quasifaschistischen Sinne umbauen. Zum Beispiel das renommierte Kulturzentrum Kennedy Center for the Performing Arts, das er staatsstreichartig übernahm: „Wir haben das Kennedy Center übernommen. Uns gefiel nicht, was sie dort zeigen.“ Das Programm sei zu „woke“, also zu linkslastig. Ein weiteres Beispiel ist die Arhoolie Foundation, die mit dem regelmäßigen Regierungszuschuss die Sammlung des Firmengründers Chris Strachwitz digitalisieren wollte. Der Stiftung wurde beschieden, dass die Sammlung „nicht mehr den Interessen der Vereinigten Staaten dient“ – wahrscheinlich weil die aufgenommene Musik vornehmlich von schwarzen, kreolischen oder mexikanischen Musikschaffenden stammt. Oder das Beispiel des natürlich auch von Regierungsgeldern abhängigen weltgrößten Museums, die kulturelle Lehr- und Forschungsanstalt Smithsonian Institution, wo unter anderem unzählige historische folkloristische Feldaufnahmen lagern: Hier führt die Regierung ihren Kampf gegen DEI (Diversity, Equity, Inclusion = „Vielfalt, Gleichberechtigung, Inklusion“) und für eine amerikanische Geschichtsschreibung, die Rassismus, Sexismus und Unterdrückung ausklammert. Das sind nur Beispiele für den geplanten und in Teilen bereits umgesetzten radikalen Umbau der amerikanischen Kultur. Mit anderen Worten: Das rückwärtsgewandte und verlogene Weltbild dieses Herrn soll in allen Lebensbereichen durchgesetzt werden. Hatten wir hierzulande schon mal so ähnlich vor knapp hundert Jahren, und das ist unter anderem ein Grund dafür, warum wir bis heute ein schwieriges Verhältnis zu unserer musikalischen Tradition haben. Das ist dann zumindest für mich ein einleuchtender Grund, warum der folker die Vorkommnisse in den USA nicht ignorieren kann.
Dass dieser unser folker ein finanziell ausgesprochen prekäres Projekt ist, habe ich im Editorial bereits mehrfach, quasi gebetsmühlenartig wiederholt. Wahrscheinlich an der völlig falschen Stelle, denn das Editorial lesen diejenigen, denen die Zeitschrift eh am Herzen liegt. Dachte ich zumindest, bis mir kürzlich unsere unglaublich engagierte Verlegerin Andrea mitteilte, dass wir beständig „circa 10 Prozent an Abo-Außenständen vor uns herschieben“. Das ist mir völlig unverständlich. Vielleicht ist mein Weltbild zu simpel, aber entweder ich mag eine Zeitschrift und leiste dafür meinen erforderlichen Abobeitrag. Oder ich mag sie nicht (mehr), dann kündige ich schriftlich. Aber erst auf die dritte Mahnung reagieren? Was das an Zeit, Energie und Geld kostet! Ich bitte euch: Begleicht eure Abokosten möglichst innerhalb weniger Wochen, am besten ihr richtet einen Dauerauftrag ein oder erteilt uns eine Einzugsermächtigung. Das hilft uns ungemein. Und wenn es finanziell mal eng sein sollte, kontaktiert uns und wir finden eine Lösung. Herzlichen Dank!
Natürlich bemühe ich mich immer um ein positives Ende des Editorials, und das haben wir nun tatsächlich in Person von Daniela Höfele und Charlotte Daun. Diese beiden jungen Damen (das sage ich als alter, weißer Mann jetzt einfach mal so … 😉 haben mit bewundernswerter Einsatzfreude und Kompetenz die Redaktionsleitung für den Schwerpunkt „Community Music“ in dieser Ausgabe übernommen. Eine solche Vorgehensweise können wir uns beim folker übrigens in Zukunft häufiger vorstellen: Leserinnen und Leser schlagen uns (nicht nur) Schwerpunktthemen vor, sondern werden, wo es der Inhaltsredaktion an Hintergrundwissen mangelt, auch selbst aktiv, was deren Umsetzung angeht. Selbstverständlich mit unserer tatkräftigen Unterstützung. Ich bin gespannt, was ihr von Danielas und Charlottes Arbeit haltet.
Euer Herausgeber
Mike Kamp
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