Seit mehr als fünfzig Jahren steht er nun schon auf der Bühne, und nach wie vor ist er eine feste Größe in der europäischen Bluesszene: Abi Wallenstein war schon immer Livemusiker. Bühnenpräsenz, Charisma, Authentizität machen jeden seiner Auftritte zu einem mitreißenden Erlebnis. Und tatsächlich: Beim Hören dieses Albums wird sehr viel von dieser Atmosphäre erlebbar. Zwar fehlt natürlich der visuelle Eindruck, aber was die Musiker hier abliefern, ist auch akustisch schon bemerkenswert. Tom Peschel am Bass und Manfred Mildenberger an den Drums setzen den soliden, stoischen, verlässlichen Rahmen. Wenn Wallenstein Gitarre spielt, ist der Blues aus Louisiana zu Gast: lange Töne mit dem Slide, eine ausgefeilte Fingerpickingtechnik, alles gedehnt und fließend. Dazu seine heisere, rauchige und kratzige Stimme. Sehr schön dazu Ludwig Seuss am Piano, der immer wieder Wallensteins Licks und Läufe aufnimmt, verziert und verfeinert. Wenn Seuss dann zum Akkordeon greift, hält der Zydeco Einzug, diese extrem lebensfrohe, tanzbare Musik aus den Sümpfen Louisianas. Neun der elf Stücke des Albums wurden beim diesjährigen Ottersberger Kulturstadl aufgenommen – beneidenswert, wer dort dabei sein konnte.

Achim Hennes