Emma Langford

Zwischen Ernst und Leichtigkeit Wilhelm 13, Oldenburg, 29.9.2025

23. Dezember 2025

Lesezeit: 3 Minute(n)

Es ist der letzte Abend einer langen Tour durch Clubs in Deutschland und Dänemark, einer Reise, die das muntere Quartett aus Irland nun zum Schlusspunkt ins vertraute Oldenburg führt. Zum dritten Mal schon gastiert Emma Langford an der Hunte, und sie genießt das Finale der Tour.

Text: Gerd Döring

Ihr Publikum begrüßt Langford mit flüssigen deutschen Sätzen – wie ihre Pianistin Hannah Nic Gearailt hat sie Deutsch in der Schule gelernt. Die beiden moderieren den Abend in einem cleveren Mix aus Englisch und Deutsch, mit gelegentlichen Ausflügen ins Gälische. Denn wenn sie auch die meisten ihrer Lieder mit englischem Text versieht, Emma Langfords Herz schlägt für die Traditionen der irischen Heimat – die Wurzeln des „globetrotting troubadour“, wie sich selbst bezeichnet, liegen im irischen Limerick.

„Abigail“ ist so ein intensives Stück erzählter Geschichte. Das eigentlich „Gobnait“ heißen müsste, denn so lautet der gälische Name der irischen Heiligen aus dem frühen Christentum. Die gründete Kirchen und ein Kloster und gilt in Irland als Schutzpatronin der Bienen und Imker. Nicht von ungefähr erinnert Langford an diesen Mythos, wird doch Gobnait in ebenjener Grafschaft Cork besonders verehrt, die inzwischen Heimat sowohl von Langford als auch ihrer Klavierpartnerin Hannah Nic Gearailt ist.

Mit nachdenklichen Liedern erzählt Langford von ihren Anfangsjahren, die nicht eben einfach waren. Mit ihrem „Song For My Younger Self“ erinnert sie an das Mädchen, das in jungen Jahren zeitweise die Sprache verlor, und mit „You Are Not Mine“ hat sie einem hartnäckigen Verehrer aus der Studienzeit einen rotzigen Song „gewidmet“. Ein „This Song Isn’t About You, You Lying Bollix“ fügt sie letzterem noch an, einen Slangausdruck, den sie nicht erklären möchte, aber schmeichelnd ist die Wendung für den Angesprochenen gewiss nicht.

Sie hat bittere Songs hat dabei wie „Closed Book“, oder „Hunting The Hare“, eine Abrechnung mit der von Männern so geliebten Hatz auf den Hasen (und nicht nur auf den). Aber auch poetische Lieder wie das famose „The Winding Way Down To Kells Bay“ oder ihren „Birdsong“, den sie all den Frauen widmet, „die stolz im Auge des Sturms stehen“. Allesamt Stücke, in denen sie sich wie beiläufig auf der Gitarre begleitet und deren subtile Wendungen Klavier, Cello und Schlagzeug mit feinem Klang ergänzen.

Emma Langford & Band

Foto: Celeste Burdon

Eher fein-gemein sind die kleinen Bosheiten, die man nach den vielen gemeinsamen Konzerten untereinander teilt. Verschont bleibt hierbei Chris O. Sullivan, der Neue in der Band, der die Songs am kleinen, zuweilen ein wenig zu lauten Drumset begleitet. Umso überzeugender sein Spiel mit der Rahmentrommel, das sich ungemein dicht in das Trio aus Klavier, Cello und Gitarre einpasst. Zu leiden unter dem Übermut der Band hat besonders der Mann am Cello – gewiss ein guter Musiker, aber eben kein Ire. Dr. Alec Brown stammt aus Pine Bluff im US-amerikanischen Arkansas, und der Scherze der anderen kann er sich manchmal nur erwehren, indem er ein kleines Schild hochhält, auf dem zu lesen steht: „kein Witz“.  

Unverdrossen begleitet er die Songs mit Cello und Querflöte und erzählt in einer eindringlichen Ballade vom Sullane River, einem unscheinbaren Flüsschen, das durch Ballyvourney fließt, aber zu einem mächtigen Strom anschwellen kann, der seine Opfer fordert.

Cover Hunting The Hare

Leichtigkeit von Langfords „Goodbye Hawaii“, ein Konzert mit vielen, reichen Facetten, das erst nach mehreren Zugaben mit viel, viel Beifall endet.

www.emmalangfordmusic.com

www.wilhelm13.de

www.concert-connections.com

Ein Audiomitschnitt des MDR von Emma Langfords Konzert auf der Heidecksburg beim Rudolstadt-Festival 2024 findet sich unter folgendem Link: www.ardaudiothek.de/episode/konzert-highlights-die-welt-zu-gast-in-rudolstadt/preisgekroente-irin-kaempft-mit-den-waffen-des-folk-emma-langford/ard/13541607

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Aufmacher:
Emma Langford

Foto: Trells Eye Photography

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