„Er hat mich gerettet, als ich aufhören wollte.“ Das sagte kein Geringerer als Eric Clapton über John Mayall. Von dem englischen Bluesrockmusiker und Produzenten habe er, Clapton, alles gelernt und die Zuversicht gewonnen, sich ohne Angst oder Grenzen auszudrücken.
Fast sieben Jahrzehnte prägte Mayall die britische Szene, allen voran den Blues, und beeinflusste Generationen von Musikerinnen und Musikern. Ende Juli verstarb der „Godfather of the British Blues“ friedlich im Alter von neunzig Jahren in seinem Haus in Kalifornien. Anfang der Sechziger gründete er die Band John Mayall & the Bluesbreakers, und mit der Aufnahme von Eric Clapton erlangte die Formation öffentliche Aufmerksamkeit. Die Band, zu der neben Clapton im Laufe der Jahrzehnte viele weitere namhafte Musiker zählten wie etwa die Gitarristen Peter Green, Mick Taylor und Walter Trout sowie die Schlagzeuger Hugh Flint oder John Hisemann, löste Mayall erst 2008 auf, um sich mehr auf Projekte mit anderen Musikschaffenden zu fokussieren.
Das tat der Songschreiber schon in den Siebzigerjahren, die viele als seine kreativste Phase betrachten. In dieser Zeit verlegte Mayall seinen Wohnsitz nach Kalifornien und kreierte eine neue Form des Blues, die auf das Schlagzeug verzichtete. Zudem ließ er zunehmend Stile wie Jazz und Rock einfließen und seine Texte wurden politischer, etwa im Song „Nature’s Disappearing“ vom Album USA Union. Sein am meisten verehrtes Werk ist jedoch sein Debüt Blues Breakers von 1966.
Mayall, der im Oktober in die Rock ’n‘ Roll Hall of Fame aufgenommen wird, blieb bis zum Schluss dem Blues eng verbunden. Es sei die rohe Ehrlichkeit, mit der das Genre die Lebenserfahrungen ausdrücken könne, sagte er dem Rolling Stone 2014 in einem Interview. Er könne einfach nicht aufhören, ihn zu spielen. So erschien sein letztes von der Kritik gelobtes Album The Sun Is Shining Down vor zwei Jahren. Auch da rang er noch unermüdlich – wie etwa im Song „We Gotta Find A Better Way“ – um eine Lösung für die Herausforderungen der Welt. Gleichzeitig aber zog er im Titelsong auch positive Bilanz seines erfüllten künstlerischen Lebens. „Ich habe keine Zeit zum Aufhören“, sang er noch darin. Doch letztlich ist es ein anderes Stück des Albums, „I’m As Good As Gone“ („Ich bin so gut wie weg“), das sein Leben treffender beschreibt. Nun ist Mayall wirklich weg, und die Musikwelt wird ihn schmerzlich vermissen.
Erik Prochnow
Foto: David Gomez
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