Rockstar Jack White von den White Stripes war es, der sie 2004 ins Rampenlicht zurückbrachte. Van Lear Rose hieß das Album, von White produziert, das Loretta Lynn erstmals einem Rockpublikum bekannt machte, welches sich möglicherweise nicht einmal bewusst war, in der älteren Dame von 72 Jahren die Königin der Countrymusik vor sich zu haben. Denn nichts weniger war Lynn: neben Dolly Parton die bekannteste Countrysängerin der Welt.
Lynn kam aus dem Herzen der Appalachen, einer Bergarbeitersiedlung in Kentucky, und wuchs in ärmlichsten Verhältnissen auf. Noch keine 16 Jahre alt, heiratete sie und zog mit ihrem 22-jährigen Ehemann 4.000 Kilometer nach Nordwesten in ein Kaff im Bundesstaat Washington. Hier kam das erste von sechs Kindern zur Welt. Nach drei weiteren Geburten kaufte die zu dem Zeitpunkt 21-Jährige eine Gitarre und begann, in den Tavernen der Umgebung aufzutreten. Eine Fernsehshow von Buck Owens brachte einen ersten Durchbruch. Ein Geschäftsmann, der sie dort sah, finanzierte 1960 eine Studioaufnahme. Der Song wurde zum Erfolg.
Um nahe am Geschehen zu sein, zog Lynn nach Nashville, Tennessee, wo sie 1962 in die legendäre Radioshow The Grand Ole Opry aufgenommen wurde. Es folgte eine lange Reihe von Hits, doch ließ sich Loretta Lynn nicht vom männlichen Musikgeschäft herumschubsen. In ihren Songtexten setzte sie sich kritisch mit der Männerwelt und deren Machoeskapaden auseinander. Lieder wie „Your Squaw Is On The Warpath“ und „I Wanna Be Free” gaben inhaltlich die Richtung vor. Mit dem Song „The Pill“ schockierte sie die konservative Fangemeinde vollends, da es zum ersten Mal das Tabu der Geburtenkontrolle anpackte, was etliche Radiostationen veranlasste, das Lied nicht zu spielen.
Die Verfilmung ihrer Autobiografie Coal Miner‘s Daughter mit Oscar-Auszeichnung machte Loretta Lynn endgültig zur Legende und gleichzeitig zum Vorbild einer jüngeren Generation von Countrysängerinnen, die sie als Pionierin verehrten.
Christoph Wagner
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