Der britische Musiker Ray Austin war seit den frühen Siebzigerjahren ein einflussreicher Faktor in der deutschen Folkszene. Seiner Zeit voraus, setzte er damals Maßstäbe als Sänger, Gitarrist und Liedautor.
1970 kam Austin aus England als Lehrbeauftragter an die Universität Freiburg. Dort gründete er nach englischem Vorbild in einem Zimmer über der Kneipe Zur Brauerei Neumeyer einen Folkclub mit offener Bühne. Damit traf er einen Nerv der Zeit, und in kürzester Zeit war der Folk & Blues Club Freiburg Dreh- und Angelpunkt für zahllose musikalische Talente.
Austin formierte in diesem Rahmen die legendäre Band Volume 5 mit Klaus Weiland, Jörg Suckow, Wolfgang Leyh, Gabriele Branchart und Gina O’Brien. Der beeindruckende Sound der Gruppe ist auf Austins erstem Album You & I In Words von 1972 zu hören. Mit dieser Produktion im Gepäck war der Nordengländer mit der warmen Baritonstimme und dem Fingerpickingstil bis 1977 überall in Deutschland auf Tour.
1977 zog sich Ray Austin aus dem Konzertbusiness zurück und eröffnete in Gottenheim bei Freiburg die Musik-Kneipe Halifax, in der alle gastierten, die in der europäischen Folk-, Kleinkunst- und Kabarettszene Rang und Namen hatten. Der Club besaß weit über die Region hinaus große Strahlkraft und bestand bis 1980.
In den Achtzigern ging Austin wieder mehr auf Tour und folgte einem Ruf von Peter Stockinger zum Radio des Südwestrundfunks nach Baden-Baden. Dort arbeitete er erfolgreich als Moderator, wobei ihm seine sonore Stimme und sein Einblick ins Musikbusiness zugutekamen.
Im letzten Jahrzehnt des alten Jahrhunderts trat eine alte Liebe erneut in Austins Leben: die Trompete. Wie schon in seiner Jugend spielte er wieder New Orleans Jazz. Er war Mitgründer des Freiburger Jazzhauses und arbeitete seit 2001 als Musikpromoter in der Freiburger Wodanhalle.
Am 11. März ist Ray Austin im Alter von 81 Jahren in Freiburg gestorben.
Johannes Epremian
Foto: Rene Daners
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