Shane MacGowan

* 25.12.1957 Royal Tunbridge Wells, England
† 30.11.2023 Dublin, Irland

6. Dezember 2023

Lesezeit: 2 Minute(n)

Shane MacGowan verband als Musiker zwei bis dahin nicht miteinander in Zusammenhang gebrachte Genres: Irish Folk und Punk. Aufgewachsen in der Grafschaft Tipperary in Irland sowie der irischen Community in Südengland und London, flog er wegen Drogenbesitzes von der renommierten Westminster School und wurde später in der Londoner Punkszene heimisch, wo er als Ire und Punk in doppelter Hinsicht zu den Underdogs der britischen Hauptstadt gehörte.

Als Liedermacher war MacGowan ein Dichter, der Sozialkritik mit irischem Nationalismus verband und so zur Stimme vieler Menschen wurde, die entwurzelt in der Megastadt und anderswo in England lebten, aber auch der Iren in Irland selbst und in den USA. Das zum alljährlich wiederholten Klassiker gewordene „Fairytale Of New York“ gilt vielen als ihr Lieblingsweihnachtslied, aber auch das Liebeslied „A Pair Of Brown Eyes“ – unter anderem gecovert von seinem berühmten Landsmann Christy Moore – und „A Rainy Night In Soho“ zeigen sein Feingefühl, das ihn neben aggressiven Interpretationen irischer Rebel- und Pub-Songs und rotzigem Punkmaterial auszeichnete. Die von ihm mitgegründeten Pogues waren ein musikalisches Phänomen und kreierten mit dem Celtic Folk Punk ein Genre, das bis in die heutige Zeit ausstrahlt und unzählige Bands weltweit hervorgebracht hat, die in ihren Fußstapfen wandeln – von den Dropkick Murphys über Fiddler’s Green bis Firkin und vielen anderen mehr.

Sein Drogen- und Alkoholmissbrauch brachte Shane MacGowan 1991 den Rausschmiss bei den Pogues ein. Mit der Lückenbüßerband The Popes überbrückte er einige Jahre, bis es 2001 zu einer Wiedervereinigung mit seinen alten Bandkollegen kam, die mit zwei weiteren Alben ohne ihn nicht an die alten Erfolge hatten anknüpfen können. Die vor allem live schlotterige, ja, angesoffene Stimme machte letztlich viel von seinem Charme aus. Ohne weitere Neuveröffentlichung kam es nach vielen Livetouren 2014 schließlich zur endgültigen Auflösung der Pogues.

2018 wurde MacGowan vom irischen Präsidenten Michael D. Higgins mit dem Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Der würdigte ihn nun auch posthum als „einen der größten Lyriker der Musik“, viele seiner Lieder hätten die Qualität perfekt ausgearbeiteter Gedichte.

Nach einer Hirnhautentzündung war MacGowan geheilt aus dem Krankenhaus entlassen worden und starb wenige Tage später an einer Lungenentzündung in Gegenwart seiner Ehefrau Victoria Mary Clarke und seiner Familie.

 

Michael A. Schmiedel, Stefan Backes

 

Foto: Filmstill aus dem Film Crock of Gold von Julian Temple (2021)

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