folker präsentiert
In diesem Jahr gibt es auf Burg Waldeck im Hunsrück gleich doppelt Grund zum Feiern: 1964 fand auf dem idyllischen Gelände bei Dorweiler das erste Open-Air-Festival Deutschlands statt. Unter dem Motto „Chanson Folklore International“ kamen junge, musikbegeisterte Menschen zusammen. Sie alle erkannten das inhärent Politische der Ausdrucksform „Lied“ und fanden darin eine gemeinsame Herausforderung: das Suchen nach und Ringen um geschichts- wie gegenwartsbewussten Gesang. In der NS-Zeit hatte das deutsche Liedgut eine Deutung erfahren, die sich unmöglich ignorieren oder zurücknehmen ließ. Wie – und was – also singen in einem postfaschistischen Deutschland? Die einen musizierten und dichteten nach Antworten, andere diskutierten – die gerade entstehende Liedermacherszene hatte ein Zentrum gefunden. In den folgenden Jahren wurde das erste Open Air fortgesetzt und die Waldeck damit zu Schauplatz und Gegenstand heftiger Debatten wie auch zum Startpunkt großer musikalischer und literarischer Karrieren.
Veranstalterin und Hausherrin dieser aufsehenerregenden Festivals war die Arbeitsgemeinschaft Burg Waldeck (ABW), deren Wurzeln in die Jugendbewegung der Vorkriegszeit zurückreichen. Ihre Gründung im Jahr 1934 ist der zweite Anlass für die Jubiläumsfeier. Bis heute führt dieser gemeinnützige Verein Festivals und Kulturveranstaltungen durch. Darüber hinaus betreibt er auf seinem Gelände zwei Tagungshäuser und unterstützt im Sinne einer demokratischen, offenen Gesellschaft die musisch-kulturelle wie auch politische Bildung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Waldeck ist dabei aber Anlaufstelle und Treffpunkt für aufgeschlossene Menschen jeden Alters – politisch, kulturell und sozial Engagierte sowie Kulturschaffende aller Genres, wie sie in den vergangenen neunzig Jahren „die Waldeck“ als Platz und die ABW als Verein geprägt haben.
Prof. Dr. Jürgen Hardeck, Kulturstaatssekretär des Landes Rheinland-Pfalz und Schirmherr des diesjährigen Festivals dazu: „Ich habe es immer als wichtige Aufgabe angesehen, das Erbe der ‚Wiege der Liedermacher‘, der Waldeck, weiterzupflegen. Daher gratuliere ich der ABW von Herzen zum sechzigjährigen Jubiläum des ersten deutschen Open-Air-Festivals und der damit verbundenen Renaissance des deutschen Lieds.“
Die diesjährige Jubiläumsveranstaltung Waldeck Open Air begegnet diesen Themen in vielfältiger Form. Der musikalische Hauptteil der Veranstaltung – ein hochkarätiges, dreitägiges Musikfestival – wird durch Ausstellungen, Filmvorführungen und Vorträge ergänzt. Von Freitag, dem 21. Juni, ab 17.00 Uhr, bis Samstag, den 22. Juni, um Mitternacht finden zwölf Konzerte statt, dabei wechseln sich etablierte Musikschaffende wie Rainald Grebe & die Kapelle der Versöhnung, Stoppok, Danny Dziuk oder Joana & Black feat. Adax Dörsam mit neuen Gesichtern und Geheimtipps ab wie Stereo Naked, Steiner & Madlaina, Charlotte Brandi, Wallis Bird oder Schlagsaite. Besondere Leckerbissen sind auch die Auftritte der Berliner Il Civetto sowie der Lokalmatadore Absinto Orkestra feat. Lulo Reinhardt. Das Kinderprogramm am Samstagnachmittag gestalten Polly Rakete und Die kleine Weltbühne.
Der 23. Juni ist bei freiem Eintritt der demokratiegeschichtlichen Bedeutung der Waldeck gewidmet, das Programm beginnt um 11.00 Uhr. Den musikalischen Rahmen bildet dabei das Liedermacherduo Simon & Jan, zum Abschluss des Festivals findet um 13.00 Uhr ein Konzert des Kinderliedermachers Fredrik Vahle statt.
Alle Informationen und Vorverkaufstickets gibt es unter www.waldeck-open-air.de.
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