Er hat die Hoyerswerdaer Kulturszene der vergangenen fünfzig Jahre wesentlich mitgeprägt, organisierte seit DDR-Zeiten zahlreiche Veranstaltungen in der Stadt und wird heute vor allem mit dem Gundermann-Archiv in der dortigen Kulturfabrik in Verbindung gebracht, das er unter seinen Fittichen hat. Quasi nebenher liefert er zudem schon seit gut dreißig Jahren für den folker und seinen Vorgänger, den Folk-Michel, zuverlässig Berichte über die ostdeutsche Liedermacher- und Folkszene. Die Rede ist von Reinhard Ständer, genannt „Pfeffi“, der 1961 mit elf Jahren mit seiner Familie aus Böhlen bei Leipzig in die damalige DDR-Vorzeigestadt kam.
Nun widmet sich ein 75-minütiger Dokumentarfilm mit dem Titel Reinhard „Pfeffi“ Ständer und die Gundermann-Sammlung in der Kulturfabrik Hoyerswerda seinem Leben und Wirken, den der Mediengestalter Stefan Paubel aus Berlin-Weißensee aufgenommen, geschnitten und produziert hat. In durch Bild- und Filmsequenzen angereicherten Gesprächen erzählt Pfeffi darin von seinem Werdegang von der frühen Jugendklubarbeit in der DDR über seine Zeit mit Gerhard Gundermann und der Brigade Feuerstein bis zum Verlust seiner Stelle als Kulturmitarbeiter der Stadt nach der Wende, seine Erfahrungen mit ABM und Hartz IV sowie den Aufbau der Gundermann-Sammlung in der Kulturfabrik.
Der Film setzt nicht nur einem Mann ein kleines Denkmal, der seit über fünfzig Jahren unermüdlich und uneigennützig im Dienst der Kultur, der Kleinkunst und der Liedermacherei unterwegs ist, sondern fängt wie nebenbei gleichzeitig einen wichtigen Teil der musikkulturellen Entwicklung im Osten Deutschlands von den Sechzigerjahren bis heute ein. Ein wenig schade daher, dass er als eher private Unternehmung nur einem recht kleinen Kreis von Menschen zugänglich sein wird. Vielleicht wird aber ja einmal die Möglichkeit bestehen, dass zumindest die Interviewpassagen für Forschungszwecke zur Verfügung gestellt werden können.
In der Hoyerswerdaer Kulturfabrik wurde der Film bereits einem ausgewählten Publikum gezeigt, eine weitere Vorführung, bei der „Pfeffi“ und Stefan Paubel anwesend sein und für Gespräche zur Verfügung stehen werden, ist für den 22. Oktober in Berlin-Weißensee geplant. Auch diese Vorführung ist nicht öffentlich, Anfragen zur Anmeldung sind jedoch möglich per E-Mail an das Stadtteilzentrum Weißensee: info@frei-zeit-haus.de.
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