Das neue deutsche Tanzmusikrevival, Teil vier

Dürfen die das? – ­Ideen zum Umgang mit Melodien aus Tanzmusikquellen

30. Oktober 2024

Lesezeit: 4 Minute(n)

Serie: Tanzmusik aus dem deutschsprachigen Raum (4)
Darf man Melodien aus historischen Tanzmusikquellen überhaupt „traditionelle Musik“ nennen? Das Repertoire des neuen deutschen Tanzmusikrevivals setzt sich zu großen Teilen aus Stücken zusammen, die nur als Notenbild bekannt sind. Es gibt aus den meisten Regionen Deutschlands keine Wachswalzen- oder Bandaufnahmen von in lebendiger Tradition stehenden Musikschaffenden und auch kein direktes Lernen jahrhundertealter Melodien.
Text: Merit Zloch

Wie definiert man eigentlich „traditionelle Musik“? Hier die erste Definition, welche die Netzrecherche lieferte: „Der Begriff ‚Traditionelle Musik‘ kommt aus der Ethnomusikologie … Es [sic!] bezieht sich auf Musik, die von einer kulturellen Gruppe über Generationen hinweg weitergegeben wird, meistens ohne den Einfluss moderner Technologien“ (Eartist-ritual.de/klassik-traditionelle-musik#begriff2).

Melodien aus Tanzmusikquellen sind traditionelle Musik in ihrer Zeit. Es sind fast nie Komponisten angegeben, und in den meisten Fällen haben die Melodien nicht einmal einen Namen, sondern nur eine Nummer. Die Stücke wurden mit hoher Wahrscheinlichkeit gehört, gelernt und dann aufgeschrieben, um sie nicht zu vergessen und am Tanzabend immer einen ausreichenden Vorrat an Musik parat zu haben.

Das direkte Lernen im Sinne obiger Definition ist dann irgendwann abgebrochen. Erhalten blieb das Geschriebene. Und nun? Was macht man damit? Kann man diese Musik wieder lebendig machen? Funktioniert die Idee von Revival? Und mit Blick auf die Definition: Ist „Aufschreiben“ eine moderne Technologie? Was genau bedeutet „meistens“?

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Aufmacher:
Improvisierter Quadrillentanz

Foto: Andy Seyfang

Autor*innen-Info:

Merit Zloch spielt, arrangiert und unterrichtet seit 25 Jahren einheimische Musik solo und im Ensemble auf der böhmischen Hakenharfe. Sie organisiert außerdem Musikertreffen und Kurswochenenden. www.meritzloch.net

Matthias Branschke ist Musiker und Instrumentenbauer und spezialisiert auf die musikalische Interpretation von Tanzmusikquellen. Beim Drechseln hat er viel Zeit zum Nachdenken über dieses Thema. ­  dudelsackmanufaktur.de

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