Dass Spotify – nachfolgend „Spotilein“ genannt, damit es die Algorithmen am Ende nicht noch positiv ausschlachten –, also, dass Spotilein ein Arschlochdienst ist, hat sich leider noch nicht bei allen rumgesprochen. Deshalb hat der von Schweden aus gesteuerte und rechtlich in Luxemburg sitzende Streamingdienst noch immer die größte Kundschaft, obwohl er die Künstlerinnen und Künstler am schlechtesten bezahlt und auch noch den schlechtesten Sound anbietet. Darüber hinaus muss man sich einverstanden erklären, dass Spotilein mit der hochgeladenen Musik machen kann, was es will. Die Macher des Ladens dürfen also künstliche Intelligenz (KI) damit füttern, die Musik in andere Kontexte stellen und so weiter. Wer Musik macht und dort einstellt, verkauft sein Werk also quasi komplett mit Haut und Haar. Ein Grusel. Dummheit, fehlende Empathie und Maßlosigkeit sind eben die Probleme unserer Zeit und werden es wohl auch bleiben.
Text: Stefan Stoppok
Aber darum soll es hier eigentlich gar nicht gehen, sondern um die Alternativen, die wir im täglichen Leben und insbesondere beim Streaming haben. Denn es gibt sie noch, die guten Dinge. Auf das Streaming bezogen, ist das zum Beispiel der bislang wenig bekannte Anbieter Qobuz, ein Streamingdienst, der ebenfalls aus Europa kommt, aber ein Vielfaches an Tantiemen an die Künstler und Künstlerinnen auszahlt und tausendmal besser klingt als der korrupte Marktführer, der das, was er an Kohle abzockt, auch noch in Waffen investiert (und ganz nebenbei die idiotische Nervensäge im Weißen Haus unterstützt).
Der nach der zentralasiatischen Kurzhalslaute Kobys oder Qobyz benannte Anbieter Qobuz wurde 2007 in Paris zunächst als reine Downloadplattform gegründet, bot aber wenig später schon auch die Möglichkeit zu streamen an. Der Anspruch der beiden Gründer Alexandre Leforestier und Yves Riesel war von Anfang an, einen wirklich außerordentlichen Sound zu bieten und dabei die Komponisten und Komponistinnen fair zu bezahlen. Allerdings brachten diese Herausforderungen sie immer wieder finanziell ins Straucheln. Doch sie hatten Glück und fanden mit dem französischen Medienunternehmen Xandrie SA Finanziers, um den Laden weiter am Laufen zu halten – und weiterhin auf Gerechtigkeit zu setzen. Zu Beginn der Coronazeit etwa leitete Qobuz die kompletten Einnahmen der ersten Monatszahlung neuer Abos direkt an die Künstlerinnen und Künstler weiter. Leidenschaft und Fairness haben es allerdings nun mal schwer in unserem aus dem Ruder gelaufenen, meist auf Profit ausgerichteten System.
„Wir alle können nur dann weiterhin gute Musik machen, wenn wir auch fair bezahlt werden.“
Aber Qobuz geht es, wie gesagt, nicht nur um faire Bezahlung, auch wenn das für uns Kulturschaffende sicherlich oberste Priorität hat, weil es vor allem eine Frage der Existenz ist. Und der französische Streaminganbieter steht damit bislang fast allein da. Strategie des Unternehmens ist es darüber hinaus, exzellenten Klang zu bieten. So hat Qobuz 2020 das Abo für Musik in MP3-Qualität eingestellt. Heute kann man über den Dienst mehr als einhundert Millionen Songs in CD- oder sogar verlustloser Hi-Res-Qualität streamen und direkt über Handy oder Laptop hören. Auch wenn es natürlich noch mehr Spaß bringt, eine hochwertige Anlage zum Abspielen zu benutzen, so konnte ich auch bei normalen, erschwinglichen Systemen einen ziemlichen Unterschied hören. Es gibt noch andere Anbieter wie Tidal oder Apple Music, die ebenfalls im Vergleich zu Spotilein eine deutlich höhere Abspielqualität bereitstellen. Aber im Vergleich war für mich Qobuz in jedem Fall der Sieger. Aber das ist Geschmackssache. In vielen Tests schneidet Tidal oft am besten ab. Mittlerweile bieten auf jeden Fall immer mehr Hi-Fi-Hersteller auch den direkten Kontakt zu Qobuz an. Das heißt, dass die Verstärker, die direkt vom Gerät aus streamen können, die Möglichkeit bieten, sich neben den gängigen Anbietern ebenfalls direkt mit Qobuz zu verbinden.
Zum Unterstreichen meiner Aussage über Spotilein möchte ich hier noch einen Kommentar aus diesem Jahr von einem Soundmann aus Hannover zitieren, von Achim Hut, mit dem ich vor einigen Jahren viel unterwegs war: „Ganz subjektiv hatte ich das Gefühl, dass sowohl meine Studiomonitore als auch meine Ohrhörer kaputt waren. Spotilein* klang immer seltsamer, und ich musste bei jedem Song den Klang neu regeln und ausgleichen. Genervt habe ich die Suchmaschine angeworfen, bin auf Qobuz aufmerksam geworden, und siehe da, meine Studiomonitore und Ohrhörer waren plötzlich wieder heile.“ (Ich hoffe Achim ist mir nicht böse wegen des kleinen Eingriffs in seinen Text, siehe *.)
Zur Klarstellung: Ich will hier keine Werbebotschaft verbreiten, sondern nur auf das Thema aufmerksam machen, da wir alle nur dann weiterhin gute Musik machen können, wenn wir auch fair bezahlt werden. Meine Jobbeschreibung ist schließlich immer noch: Musiker – mit Leib und Seele. Gerade deshalb liegt mir das Thema am Herzen. Übrigens haben wir auch bei Livekonzerten ein ähnliches Problem. Viele Livesituationen klingen einfach unterirdisch, weil die Soundleute auch da das Spotilein-Prinzip anwenden und digital alles Mögliche an Dynamik und Klangbearbeitung reinballern, dass die Rechenleistung der Anlage völlig in die Knie geht. Am Ende quillt dann nur noch Matsch raus, aber keine Musik mehr.
Zum Autor: Stefan Stoppok zählt zu den renommiertesten deutschen Songwritern. Seit über fünfzig Jahren sorgt der Multiinstrumentalist mit seinem Folk- und Bluesrock sowie seinen intelligenten kritischen Texten live und auf bislang zwanzig Studioalben für Furore.






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