The Henry Girls

Intuitive Harmonie

25. Februar 2025

Lesezeit: 4 Minute(n)

A Time To Grow heißt das aktuelle Album der irischen Geschwister The Henry Girls. Die drei McLaughlin-Schwestern sind schon einige Zeit dabei – und sprechen im Interview über ihre Liebe zum Irish Folk.

Text: Wolfgang Weitzdörfer; Foto: Sarah Ward, Y-Control Photography

Karen, Lorna, Joleen – wie lautet die Geschichte hinter der Band The Henry Girls?

Karen McLaughlin: The Henry Girls sind wir drei McLaughlin-Schwestern. Wir kommen aus dem nördlichsten Winkel der Grafschaft Donegal in Irland. Wir haben uns 2001 gegründet, als Lorna und ich aus Australien nach Irland zurückgekommen sind, wo wir schon mit Songwriting und Auftritten ins Musikbusiness eingestiegen waren. Unsere jüngere Schwester Joleen schloss damals gerade ihre Ausbildung als Harfenistin und Pianistin ab – dass wir uns dann zusammengetan haben, war eine ganz natürliche Entwicklung. Wir haben unser erstes Album geschrieben und aufgenommen, produziert wurde es von Máire Breathnach. Seitdem haben wir fünf Studioalben eingespielt, ein paar EPs und zuletzt ein Livealbum mit Musik der Boswell Sisters of New Orleans.

Wer ist denn eigentlich Henry – woher kommt der Bandname?

Lorna McLaughlin: Henry war unser Großvater väterlicherseits. Er lebte ganz in der Nähe, als wir klein waren. Unsere Familie ist als der Henry-Clan bekannt, in unserer Gegend in Donegal ist es üblich, dass man einer Familie einen Spitznamen gibt, der auf dem Namen des Vaters oder Großvaters basiert. Alle unsere Tanten, Onkel und Cousins sind Henrys!

Ihr lebt im County Donegal – war es da überhaupt möglich, etwas anderes als Irish Folk zu spielen?

Joleen McLaughlin: Wir sind in einer sehr musikalischen Familie großgeworden. Beide Elternteile liebten es, zu singen und zu tanzen. Wir alle haben ganz unterschiedliche Musik gehört – von Jazz über Klassik bis zu, natürlich, unserer traditionellen irischen Musik. Wir haben also das Beste zur Verfügung gehabt und daraus ausgewählt. Wir haben auch alle drei an der Hochschule Musik studiert, sodass wir durchaus eine große Bandbreite an Wissen über Musik mitbringen.

Was macht das Genre so besonders – allgemein und speziell für euch?

Lorna: Es fühlt sich natürlich an. Und irgendwie auch passend. Es war auch ein Stück weit soziale Interaktion – denn an unserer Schule waren wir mit einigen unserer Freunde in viele musikalische Projekten involviert.

Ihr seid nun schon ein paar Jahre im Geschäft. Was treibt euch an?

Joleen: Unsere erste Platte kam bereits 2003 heraus, seitdem sind wir unterwegs, spielen, komponieren und nehmen auf. Wir lieben diesen Job absolut! Und es macht uns sehr viel Freude, unsere eigene Musik zu erschaffen und dann auch live zu spielen. Außerdem gab es immer wieder tolle Zusammenarbeiten mit anderen Musikerinnen und Musikern – etwa mit unserer Landsfrau Ríoghnach Connolly, aber auch mit Ry Cavanaugh & Session Americana oder The Fox Hunt aus den USA, Gawa Fusion aus Marokko und vielen anderen mehr. Wir haben auch schon viele tolle irische Musiker und Bands begleiten dürfen – Clannad, Dervish, Altan, die Hothouse Flowers oder Mary Black. Nicht zu vergessen: Wenn wir auf Tour sind, lernen wir viele wunderbare Länder kennen und spielen auf der ganzen Welt auf großartigen Festivals und in tollen Locations.

Macht die Tatsache, dass ihr Schwestern seid, euren Sound besonders?

Karen: Auf jeden Fall steuert dieser Umstand ein ganz einzigartiges Element zu unserem Sound bei. Wir haben eine enge Verbindung zueinander, musikalisch wie emotional. Das erlaubt es uns, in einer ganz natürlichen und intuitiven Art und Weise zusammen zu harmonisieren. Unsere Stimmen vermischen sich ganz ohne Aufwand, es ist eine gewisse Tiefe und Wärme dabei, die aus unserer gemeinsamen Geschichte stammt und den Erfahrungen, die wir zusammen gemacht haben.

Ist es aber manchmal auch schwierig, als Schwestern zusammenzuarbeiten?

Joleen: Natürlich gibt es da auch Herausforderungen – wie eben in jeder anderen so eng geknüpften Beziehung. Aber die Vorteile überwiegen absolut. Als Schwestern zusammenzuarbeiten – das heißt, dass wir einander auf einer tiefen Ebene verstehen. Das hilft uns, einfacher miteinander zu sprechen und zusammenzukommen.

„Am Ende hat immer die Musik Vorrang.“

Klar, wir haben auch unsere Momente, in denen wir unterschiedlicher Meinung sind, die sind aber eher kurzlebig, weil am Ende immer die Musik als Ziel Vorrang hat, die gemeinsame geschaffene Musik, die einen Widerhall draußen bei den Hörerinnen und Hörern findet.

Wie groß ist eigentlich die Folkszene bei euch zu Hause?

Karen: Es gibt tatsächlich eine ganze Menge Folk und traditionelle Musik in unserer Gegend, und auch viele junge Leute möchten sie spielen und kennenlernen. Darunter auch meine eigene Tochter im Teenageralter, die gerade das Spiel auf Harfe und Fiddle lernt. Wir haben hier in Donegal eine vibrierende und reiche Irish-Folk-Szene, die sehr stark in der Tradition verwurzelt ist. Die ganze Grafschaft hat ein starkes musikalisches Erbe, das ergänzt wird von einzigartigen irischen und schottischen Einflüssen. Die Festivals und Sessions haben das Ziel, die Folktradition am Leben zu erhalten.

Was können wir 2025 von den Henry Girls erwarten?

Lorna: Eine ganze Menge! Darunter Songwriting und Aufnahmen für ein neues Album. Wir werden auch in Deutschland und den USA auf Tour sein sowie auf vielen Festivals und zu Konzerten an noch mehr Orten.

www.thehenrygirls.com

www.youtube.com/@thehenrygirls

Termine:

30.04.25 Freiburg, Wodan-Halle

02.05.25 Geislingen, Rätschenmühle im Schlachthof

03.05.25 Höchstadt, Fortuna-Kulturfabrik

07.05.25 Schwalmstadt, Rosengarten

08.05.25 Kassel, Theaterstübchen

09.05.25 Hildesheim, Bischofsmühle

10.05.25 Stuhr, Ratssaal

www.musiccontact.com

Aktuelles Album:

A Time To Grow (CPL-Music/Broken Silence, 2024)

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