Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Rudolstadt 2025 ist vorbei, und (nicht nur) aus folker-Sicht war es ein guter Jahrgang. Wir konnten steigende Verkäufe unseres gedruckten Heftes vermelden, die erstmals veranstalteten folker-Workshops waren – sehr zur Erleichterung unserer engagierten Verlegerin – übervoll, und unsere Gesprächsrunden im Schminkkasten waren entweder „ausgebucht“ (beziehungsweise über dem Einlasslimit) oder von großer Publikumsbeteiligung geprägt – oder beides. Diese Erfahrungen werden in unsere Planungen für 2026 einfließen. Mal schauen, was wir uns einfallen lassen.
Natürlich hat uns auch gefreut, dass etliche Menschen voll des Lobes waren – gerade über die beiden letzten Ausgaben (Schwerpunkte „Musik und Gesundheit“ und „Community Music“). „Wer, wenn nicht der folker, stellt solche Themen in den Mittelpunkt! Mutig, kreativ und konstruktiv“, war nur ein Kommentar, den ich mir zur Sicherheit aufgeschrieben hatte. Das mit dem Gedächtnis ist bekanntlich so eine Sache.
Wenn es einen Inbegriff von altehrwürdig gibt, dann ist es die English Folk Dance and Song Society (EFDSS). Die gibt es seit 1932, und ihr Vorläufer ist sogar noch zwanzig Jahre älter. Eine verdienstvolle Organisation, deren Name jedoch etwas aus der Zeit gefallen scheint. Das meint auch die Society selbst und möchte auf der diesjährigen Mitgliederversammlung eine Namensänderung durchsetzen. Folk England klingt sicherlich deutlich zeitgemäßer, wenn es um Förderanträge und ähnliches geht. Das mit dem Namen ist auf jeden Fall ein Problem, das wir in Deutschland so nicht haben – Profolk klingt durchaus auch nach über vierzig Jahren noch nach hier und jetzt.
Wir kennen das, alles ändert sich, egal, ob wir das gut finden oder nicht. Das gilt auch für die Taz, die im Oktober letztmalig gedruckt erscheinen wird. Okay, die Wochentaz wird es weiterhin auf Papier geben, aber die täglichen Nachrichten sind dann nur noch online zu haben. Ich war nie Abonnent der Zeitung (vielleicht ein Fehler?), aber ich habe sie mir ab und zu gerne gekauft und sie ebenso gerne gelesen, ohne unbedingt mit allen Inhalten einverstanden zu sein. Meine Trauer bezieht sich auf das Prinzip des verschwindenden Papierformats. Ich bin mit Tageszeitungen groß geworden genauso wie mit Büchern, und die Vorstellung, dass all das in Zukunft in den Untiefen das Internets verschwinden soll, ist mir aus diversen Gründen schlicht ein Graus. Okay, auch der folker arbeitet an seiner Onlinepräsenz. Das müssen wir auch, denn das Digitale zu ignorieren, wäre ausgesprochen kontraproduktiv. Aber ich kann allen Papierjunkies versprechen: Stand heute ist es nicht geplant, dass der folker der Taz folgt.
Wir arbeiten vielmehr weiterhin an der Verbesserung unseres Services, online und im Print. Es gibt für das kommende Jahr auch schon einige interessante Pläne. Wie wäre es zum Beispiel, wenn man sich den folker vorlesen lassen könnte? So nebenher, beim Abwaschen, Staubwischen oder Frühstück? Lasst euch überraschen.
Für den Moment auf jeden Fall müsst ihr das mit dem Lesen noch selbst übernehmen. Das kriegt ihr auch selbstverständlich problemlos hin, und dabei wünsche ich euch ein borduntontiefes Vergnügen.
Euer Herausgeber
Mike Kamp


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