Keine Musikrichtung ist davor gefeit, in der rechten Szene Gefallen zu finden. Umso wichtiger ist es, hier als Musiker, Konsumentin oder Fan bei jeder Gelegenheit Haltung zu zeigen.
Text: Wolfgang Weitzdörfer
Manchmal ist man sich nicht ganz sicher, ob man wirklich in der Realität lebt oder doch in einer Matrix-ähnlichen Simulation selbiger. Alles scheint so schnell zu gehen, Gewissheiten sind alles andere als sicher, und die Frage, die sich nicht zuletzt in Folge der Europawahlen vom Juni dieses Jahres zu stellen hat, ist diese: Bewegt sich die Gesellschaft in eine Richtung, die die Welt schon einmal an den Rand des Abgrunds gebracht hat? Der europaweite Rechtsruck bei den Europawahlen hat deutlich gemacht, dass die politischen Vorstellungen der vom Verfassungsschutz als Verdachtsfall geführten und in Teilen rechtsextremen Partei AfD kein deutsches Phänomen sind. Auch wenn zuletzt in Großbritannien die Tories abgewählt wurden und der französische Rassemblement National in den von Präsident Emmanuel Macron ausgelösten vorgezogenen Neuwahlen eine Niederlage erlitten hat – rechte Parteien, rechtsextremes Gedankengut und menschenverachtende politische Forderungen sind sozusagen en vogue. Und haben übrigens sowohl in Frankreich als auch in Großbritannien trotz allem erschreckend viele Stimmen bekommen.
Jeden aufrechten Demokraten müssen diese Entwicklungen in Angst und Schrecken versetzen. Und natürlich ist all dies auch kein rein politisches Problem, sondern ein gesamtgesellschaftliches. Insofern sollte man sich auch nicht der Illusion hingeben, dass mit einem Verbot etwa der AfD alle Probleme gelöst wären. Die Ideen, die Gedanken, sie sind in den Menschen, die rechte Parteien wählen, ob sie nun erlaubt oder verboten sind. Machen wir uns nichts vor: Sie sind ein Teil der Gesellschaft, in unterschiedlichem Ausmaß, aber doch durchgehend. In der Konsequenz ist auch die Musik – und hier natürlich genauso die Folkmusik – ihrerseits nicht vor der Vereinnahmung durch alte und neue Nazis gefeit. Dabei könnte man doch meinen, dass gerade der Folk mit seiner Kultur der Protestbewegungen und des Protestlieds immun sein müsste gegen nationalistische Tendenzen.
0 Kommentare