Dieses Album ist Licht in diesen krisenhaften Zeiten. Das herausragende dänische Musikerehepaar Helene Blum (Gesang) und Harald Haugaard (Violine) hat ein tiefgehendes, berührendes Album vorgelegt, das zum Innehalten und Besinnen auf das Gute in der Welt einlädt. „‚Der große Sommer‘ ist für uns eine Metapher des Lebens, der Liebe und der Hoffnung, die wir derzeit mehr denn je brauchen“, erläutert Haugaard den Titel ihres zweiten gemeinsamen Albums. Die Inspiration für ihre zwölf nordischen Folksongs zwischen Tradition, Klassik und Moderne bezogen sie aus der wichtigen dänischen Kunstepoche „Det folkelige gennembrud“, was sich mit „der populäre Durchbruch“ übersetzen lässt. Es handelt sich hier um die Zeit zwischen 1900 und 1920, in der es in Europa in der Malerei, der Musik und der Literatur eine Hinwendung zur Vitalität des alltäglichen Lebens und der Natur gab. Es war eine Zeit, die ebenfalls von Krieg, einer Pandemie und der Gleichberechtigung der Geschlechter geprägt war. „Manchmal ist der Blick zurück wichtig, weil wir leicht vergessen, dass die Generationen vor uns bereits die gleichen Kämpfe gefochten haben und wir viel daraus lernen könnten“, sagt Haugaard. Dieser Aufbruch und die Strahlkraft des Hoffnungsvollen ist von Anfang an in den exzellenten einfühlsamen Streicherarrangements zu spüren. Neben eigenen Kompositionen haben Haugaard und Blum traditionelle Stücke wie des US-Bluegrassmusikers Tim O’Brien neu interpretiert. Dabei weben sie einen Spannungsbogen des Sommers, der vor allem von Blums klarer, leuchtender Stimme getragen wird. Mit ihrer Komposition „Velkommen Her“ fordert sie gleich zu Anfang auf, aus der Dunkelheit herauszutreten und neue Pfade zu beschreiten. Das Ende des großen Sommers besingt sie dann mit einem zarten Schlaflied des berühmten dänischen Komponisten Carl Nielsen. Höhepunkte des Albums sind ihr mitreißendes Duett mit dem schwedischen Sänger Esbjörn Hazelius in „Blandt De Skygger Der Falder“ sowie Haugaards zum Tanzen und Träumen einladende Instrumentalkompositionen „Den Store Sommer“ und „Leise Sprache“. Blum und Haugaard ist ein großer Wurf gelungen, dessen Licht hoffentlich noch lange strahlt.
Erik Prochnow
Aufmacherfoto:
Harald Haugaard & Helene Blum
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