So muss Folkförderung sein. Die Gewinner der diesjährigen zweiten Ausgabe des Dieter-Wasilke-Folk-Förderpreises des Festivals Venner Folk Frühling sind jung, virtuos und mit überschäumender Spielfreude gesegnet. Zweimal Nyckelharpa, ein Saxofon, eine akustische Gitarre – mehr brauchte es nicht, um Publikum und Jury für sich einzunehmen. Der Sieg der Formation Folk my Life ist erstaunlich, da die Gruppe erst 2020 gegründet wurde und nach Absage einer anderen Band nachnominiert worden war.
Text: Ulrich Joosten
„Es war mir eine große Freude, der Musik von Folk my Life zu lauschen und mich an ihrer angenehmen Bühnenpräsenz zu erfreuen“, konstatiert Jurymitglied Jens Kommnick. „Die stark skandinavisch geprägte Musik wurde mit Herzblut und Spielfreude vorgetragen. Dieser Spaß übertrug sich auch auf das Publikum. Die Arrangements waren filigran, musikalisch und originell. Wie wunderbar der Klang der beiden Nyckelharpas, die wie selbstverständlich eine angenehme Fusion mit dem Sound des Saxofons eingingen. Und wie präzise und pointiert setzte die Gitarre rhythmische und harmonische Akzente.“
Johannes Rüttermann ist mit skandinavischer Volksmusik aufgewachsen. 2012 bis 2013 absolviert er einen einjährigen Kurs in schwedischer Folkmusik auf Nyckelharpa und Geige am Eric-Sahlström-Institut in Schweden, gleichzeitig entdeckt er die deutsche Dahlhoff-Notensammlung aus dem achtzehnten Jahrhundert für sich. Im November 2020 bekommt er das Angebot, bei einem Bal-Folk-Abend aufzuspielen. Kurzerhand stellt er eine Band aus Musikern und Musikerinnen mit unterschiedlicher musikalischer Biografie zusammen, um eine Mischung aus schwedischem Folk und Dahlhoff-Stücken zu spielen.
Folk my Life
Christian Dabringhaus
Eine der beiden Frauen der Gruppe ist Alexa Gödde alias Lexi Farina. „Als es direkt beim ersten Stück musikalisch zwischen uns gefunkt hat“, sagt die Sopransaxofonistin, „haben wir überlegt, nicht nur für den einen Auftritt zusammenzuspielen, sondern darüber hinaus eine Band zu gründen.“ Aufgewachsen in Ostwestfalen und im schwedischen Bullerby, kommt Farina während ihres Studiums mit schwedischer Folkmusik in Berührung. Mit ihrem Saxofon bringt sie zudem das World-Pop-Jazz-Element in die Gruppe ein. Ihre Bandkollegin Blanche Oguey beginnt mit klassischer Geige, verliebt sich dann in französische Folkmusik und findet schließlich zur Nyckelharpa. Alex Peters ist mit seiner Gitarre der Rhythmusgeber, kommt vom Blues und Rock ’n’ Roll. Nach dem Besuch des Windros-Festivals konvertiert er zum Folk. Das Gitarrenstudium in Hildesheim mit Auslandssemester in Irland tut sein Übriges. Seitdem ist er mit verschiedenen deutschen und irischen Formationen auf den Bühnen der Republik unterwegs.
„Der Bal-Folk-Abend konnte leider wegen der angespannten Situation Ende 2020 nicht stattfinden“, konstatiert Lexi Farina, „aber wir waren von unserer Konzeptidee und auch von unserem Zusammenspiel so begeistert, dass wir Folk my Life trotzdem weitergeführt haben und uns den Auftritt beim Wettbewerb in Venne als nächstes Ziel setzten.“
Hat geklappt. Folk my Life gewannen souverän. „Ehrlich gesagt war das für uns der erste richtige Auftritt auf einer Bühne“, gesteht Farina. „Dass es tatsächlich so gut laufen würde, haben wir nicht erwartet und uns total über den ersten Platz gefreut. Dank des Preises können wir nun unsere erste CD in Angriff nehmen und sind dabei, für das nächste Jahr eine Tour zu planen. Wir freuen uns schon darauf beim Folk Frühling 2022 die Hütte abzureißen!“
Ja, so muss Folkförderung sein.
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